Im August 2022 nahmen wir Abschied von Patenmädchen Livia. Dieser Nachruf ist, anders als üblich, direkt von ihrer Pflegemama erzählt:

"Livia kam im März 2020 zum ersten Mal mit ihrer ganzen Gruppe in den Verein, da die Haltung schweren Herzens aufgelöst werden musste.
Schnell fand sie wieder ein Traumzuhause, in dem sie für die kommenden knapp 2 Jahre lebte. Doch wie es irgendwann einmal jedem Halter geht, kam auch hier aus privaten Gründen der Zeitpunkt, an dem die Haltung schwersten Herzens beendet werden musste. Doch Livi´s Halterin blieb weiterhin mit ihr verbunden.
Da Livia mittlerweile schon 6,5 Jahre alt war, und nun endgültig ankommen sollte, zog sie Mitte Februar diesen Jahres direkt auf ihren Patenplatz in unsere eigene Gruppe.

Kurz nach der Ankunft hatte sie gleich eine heftige Blasenentzündung, durch die entsprechende Behandlung kamen wir beide also direkt in engeren Kontakt miteinander und lernten uns dadurch gleich sehr nah kennen. Sie machte recht gut bei der Behandlung mit, und hatte erstaunlicherweise vor mir persönlich weniger Angst wie vor ihren Mitschweinchen. Sie war anfangs sehr nervös wenn ihr ein Gruppenmitglied zu nahe kam, aber auch das legte sich bald.
Livi bekam auch noch Medikamente für Arthrose, die sie aus Altersgründen ebenfalls hatte. Die Schweinchen bekommen ihre Medikamente immer mit etwas Päppelbrei gereicht, so klappt die Gabe meist auch problemlos, Livi allerdings hatte stets ihren eigenen Kopf. Sie wollte durchaus Abwechslung bei den Breisorten, manchmal auch gemischt mit reinem Gemüsebrei usw. Sie hat mich oft schon ein wenig gefordert, unter anderem dies machte sie so liebenswert. Sie war so eine zarte Person, daher war mir dran gelegen, dass sie ein wenig mehr Päppelbrei naschte wie die anderen Tiere, daher habe ich mich stets bemüht ihren Geschmack zu treffen.

Livi liebte ihre Kuschelsachen und war glücklich wenn sie sich in diesen einkuscheln konnte. Als die Tage wärmer wurden und die Hitze zunahm, entdeckte sie die sog. Baumarkthäuschen für sich, und fand hier ihren neuen Lieblingsplatz. 
Sie genoss ihre Zeit, das Verwöhntwerden und das kulinarische Angebot. Mit den anderen Schweinchen ging sie von sich aus nicht übermässig in Kontakt, aber duldete es, wenn sich eines der anderen Tiere zu ihr gesellte.
Livi war einfach so lieb und freundlich.
 
Ende Juli hatte Livia eines Tages keinen so grossen Appetit, frass mäkelig und wirkte auch sonst nicht ganz so fit, alles nicht zu sehr dramatisch, aber wenn man die Tiere kennt, merkt man, wenn etwas ein wenig "anders" ist. Beim Tierarzttermin am gleichen Tag war die Diagnose dann auch entsprechend erschreckend: Livia hatte einen Herzklappenfehler. Sie erhielt sofort Herzmedikamente. Diese benötigen immer ein paar Tage bis sie richtig greifen. Livi war sehr tapfer, nahm die Medikamente, frass allerdings weiterhin mäkelig und so vergingen ein paar Tage.
Dann hatte sie Flankenatmung, sprich sie war kurzatmig, es ging ihr deutlich schlechter. Beim Tierarzt bestätigte sich die Befürchtung, dass sie Wassereinlagerungen in der Lunge hatte, und dies trotz der Herzmedikation. Sie wurde nun stark entwässert, aber die Chancen standen nicht sehr gut. Dazu wurde sie nahezu immobil mit den Hinterbeinen, ihr Hüfte konnte durch die Arhrose nicht mehr so gut. Livi kam aber noch von der Stelle wenn sie wollte.
Die gesundheitlichen Probleme kamen alle wie aus dem Nichts, in der Zeit zuvor war Livia noch so gut beieinander gewesen, man hätte kaum für möglich gehalten, dass sie kurz vor ihrem 7. Geburtstag stand. 

Es gab aufgrund der Entwässerung kurzzeitig eine kleine Besserung, Livi pumpte zwar noch, bekam aber besser Luft, sie kabberte eisern ihren geliebten Salat. Am Morgen des 05.08. nahm sie sogar etwas Päppelbrei an, was sie in den Tagen zuvor nicht wollte, ich habe stets nach ihr gesehen, auch den Vormittag über wirkte sie eigentlich recht stabil. Sie frass ihren Salat, knabberte etwas Heu und getrockneten Hafer. 
Dann ging alles ganz rasant, sie baute ab, wurde immer müder und schwächer, die Atmung war wieder sehr viel schwerer.
Wir sind dann gleich zum Tierarzt gefahren, die Tierärztin meinte, dass es nun keine Medikamente mehr gibt, die Livi helfen können, so blieb nur noch eine einzige Möglichkeit, um ihr ein Ersticken zu ersparen: allerschwersten Herzens haben wir die geliebte Maus entschlafen lassen. Livi ging auch sehr schnell und letzten Endes sanft, das Mittel war noch nicht einmal ganz gespritzt gewesen. 
 
Nun stehe ich hier und bin immer noch geschockt, es ging alles so unfassbar schnell, in nicht einmal 14 Tagen ist dies alles geschehen.
 
Liebe Livi,
du fehlst uns sehr. Es tut mir so leid, dass wir nur so eine verhältnismässig kurze Zeit miteinander hatten - aber es war eine intensive Zeit. Für diese möchte ich dir danken, Danke, dass du bei uns warst und wir dich kennenlernen durften. Du warst so lieb, freundlich, sanft und so tapfer, hast auch die Zeit deiner Erkrankung mit enormer Würde getragen. 
Auch du bist ein Schweinchen, das viele Herzen berührt hat und das sagt ja alles aus über deine so liebe Seele.
Doch nun lass dich nicht aufhalten, meine Süsse, geh frohen Mutes und nimm unsere Liebe mit, komm gut an,
bis irgendwann, wir werden dich im Herzen behalten.
 
Livi wurde knapp 7 Jahre alt, im September wäre ihr Geburtstag gewesen.
 
 
 
 
 „Hast du Angst vor dem Tod?“ fragte der kleine Prinz die Rose.
 
Darauf antwortete sie: „Aber nein, ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt, so viel ich konnte.
 
Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der gegeben.
 
So will ich warten auf mein neues Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“
 
Antoine de Saint-Exupéry
 
Leb wohl, kleine Livia und lass es dir dort drüben auf den immergrünen Wiesen gut gehen!

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