In letzter Zeit erreichen (viele) Notstationen vermehrt Hilferufe zu Bockhaltungen und deshalb möchten wir das zum Anlass nehmen um einmal speziell auf die möglichen Probleme und Tücken einer Böckchenhaltung aufmerksam zu machen.

Böckchengruppen können funktieren, aber...

 

Natürlich ist das Böckchen-Problem schon länger bekannt, aber seit den Corona- und Lockdownzeiten wurden auffällig viele Meerineueinsteiger zunächst zu stolzen und später leider teilweise zu unglücklichen Böckchenbesitzern.

Sehr oft durch falsche Beratung oder auch Unwissenheit hat man sich für junge, männliche und meistens für unkastrierten Zuwachs entschieden und belässt es dann auch oft bei dieser Variante. Solange sich die Tiere auch nach der Pubertät verstehen stellt dies auch kein Problem dar. Sollte jedoch der vertraute Partner frühzeitig oder auch später versterben, beginnen meistens die Probleme für den Verbliebenen.

Einen neuen Bock zu einem vorhandenen Bock ohne viel Platzangebot (oder etwa in einem kleinen Käfig) kann schwierig werden und deshalb sehen die meisten Notstationen auch mittlerweile von einer solchen Vermittlung ab.

Der Halter findet somit nur schwer wieder einen passenden männlichen Partner für den immer noch unkastrierten oder sogar den älteren "Opi". Sofern dieser evtl. aufgrund des Alters oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kastriert werden kann, müssen die Tiere ein einsames Dasein bis zu ihrem Tod fristen.

Oder sie landen dann in den Notstationen/Tierheimen, die das oben angesprochene Problem inklusive der Kosten für die hoffentlich noch mögliche Kastration zu tragen haben. Denn auch hier kann einem unkastrierten Böckchen nicht gleich wieder zu einem Partner verholfen werden, da ein Platz in einer Weibchengruppe erst nach der Kastration und der Absitzzeit möglich ist.

Weitere mögliche Probleme bei der Bockhaltung können sein, dass sich zwei Babyböckchen, welche zusammen eingezogen sind, sich in oder nach der Pubertät einfach nicht mehr verstehen wollen. Es kann zu teilweise schlimmen Machtkämpfen, Beißereien und ernsten Verletzungen kommen. (Früh-)Kastrationen können hier zwar greifen, aber oftmals ist es nach erstmal eingetretenen Beißereien mit dem harmonischen Zusammenleben vorbei! Mussten die Tiere sogar getrennt werden, klappt selten (auch nach einer Kastration) nochmal eine neue Vergesellschaftung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten Beide kastriert werden und nach einer Absitzzeit von mind. 4 Wochen zu Weibchen ziehen dürfen. Ein Kastrat und mehrere Weibchen ist naturgemäß nun mal die artgerechteste und sicherste Haltung die man den Kleinen bieten kann!

Shaggy saß mit seinem Partner 4 Jahre zusammen in einem 1,20er Käfig -beide unkastriert. Nach Abgabe an den Verein wurden beide in ein größeres Gehege gesetzt. Durch den neu gewonnen Platz fing sein Partner an Shaggy zu attackieren und fügte ihm viele tiefe Bisswunden zu. Als knapp das Auge verfehlt wurde, entschied man sich die Beiden, nachdem sie sich vier Jahre lang sehr gut verstanden haben, zu trennen. Beide wurden vom Verein aus kastriert und durften nach der Absitzzeit zu Weibchen. Obwohl Shaggy bis dato nie bei einem Weibchen saß, hatte er seine Gruppe mit schwierigen Damen perfekt im Griff und ist bis zu seinem Tode ein perfekter Haremsführer gewesen, welcher seinem Nachfolger sehr gut sozialisierte Weibchen "übergeben"hat. Denn auch dieser ist ein unkastrierter Bock gewesen, welcher bis dahin alleine in einem Hamsterkäfig leben musste.

Fazit:

Bockhaltung kann mit der richtigen Zusammensetzung, viel Platz und der richtig strukturierten Einrichtung natürlich auch sehr gut funktionieren und Spaß machen, aber man braucht gute Nerven und sicher einiges an Erfahrung!

eine gut funktionierende Männerfreundschaft

Verantwortungsbewusste Halter sollten sich also vor einem (vorschnellen) Kauf von zwei oder mehreren männlichen Tieren auf jeden Fall an erfahrene Notstationen zwecks Beratung wenden! Wenn sich die Buben erstmal zerstritten haben, können wir in der Regel leider auch nicht mehr helfen die Streithähne wieder zu versöhnen!

Daher lautet unser heutiger und dringende Appell:

Bitte lassen Sie Ihre Tiere immer schon nach dem Kauf und/oder in jungen Jahren kastrieren! Eine Kastration ist wie alle OP`s mit einem gewissen Risiko (und Kosten!) verbunden, aber bei Böcken ein weitestgehend harmloser Eingriff, verglichen mit der Kastration eines Weibchens! Hierzu sollten Sie sich an meerschweinchenerfahrene Tierärzte wenden. Auf unserer HP finden Sie dazu auch eine Liste geeigneter Tierärzte oder fragen Sie dazu bei uns an.

Wir als verantwortungsbewusste Notstation würden uns jedenfalls sehr darüber freuen, wenn wir künftig wesentlich weniger traurige Aufnahmen hätten oder Absagen machen müssten, weil einfach kein geeigneter Partner gefunden werden kann.  Ältere Risiko-Buben sollten nicht allein leben müssen, nur weil evtl. unwissende Halter ihren Tieren eine OP ersparen wollen oder die damit verbundene Mühe oder auch die Kosten gescheut haben.

Jeder Bock, der früh oder überhaupt kastriert worden ist, wird Ihnen später sehr dankbar sein evtl. nicht seinen Lebensabend alleine verbringen zu müssen.


 

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