Toffee
TOFFEE: Hallo Leute, hier ist eure Toffee.
Unsere Clara... Von einem Tag auf den anderen, wein-MUIG, es ging so schnell. Ich hab' keine Worte mehr.
OSCAR: Sie war so fröhlich und total fit und alles war wie immer. Wir haben morgens unser Buffet gemampft und dann geschlafen, niedergeschlagen-MUIG.
PEBBLES: Sie hat mir noch gezeigt, dass ich von der Roten Bete die Schale mitessen soll, weil da die meisten gesunden Sachen drin sind. Danach haben wir gedöst und ich hab' ganz dicht bei ihr gelegen. Das war das letzte Mal, dass ich mit ihr kuscheln konnte, tieftraurig-MUIG.
OSCAR: Nachmittags hatte die Clara ein bisschen Bauchweh und hat sich unter den Heutisch zurückgezogen.
TOFFEE: Am späten Nachmittag hat die Kerstin dann bemerkt, dass die Clara angespannt schaut und nicht nach vorne kam für ein Leckerchen. Also hat sie sie untersucht. Da war die arme Clara ein bisschen aufgegast und sah etwas runder aus als sonst, bekümmert-MUIG.
Clara (Hm, hier Paprika oder drüben Gurke?)
OSCAR: Es war wieder ein Samstag. Also hatte unsere persönliche Tierarztpraxis schon geschlossen und die Kerstin musste mit der Clara zur Tierklinik fahren.
PEBBLES: Da haben sie die Clara nicht mal sofort drannehmen können, frustriert-MUIG, weil da eine Not-OP an einem überfahrenen Hund war und als der nach der OP rausgerollt wurde, kam erst eine erstickende Katze dran, deren Zunge schon ganz blau war.
TOFFEE: Die Kerstin saß da auf glühenden Kohlen. Irgendwann wurde dann die Clara aufgerufen und die Kerstin hat mit aller Kraft gehofft, dass es nicht zu spät ist.
OSCAR: Aber letztlich kam es gar nicht mehr drauf an, dass die Wartezeit so lang war, weil die Diagnose so niederschmetternd war, Träne-abwisch-MUIG. Die Tierärztin hat zwei Röntgenbilder von der Clara gemacht, eins von der Seite und eins von oben. Dann sagte sie, es sei eine beginnende Magendrehung, damit habe die Clara praktisch keine Überlebenschance. Das war ein schrecklicher Schlag, elend-MUIG.
TOFFEE: Bei uns Meerschweinchen sitzt normalerweise der ganze Magen in der linken Körperhälfte. Auf dem Röntgenbild von oben sah man aber, dass bei Clara ein Teil ihres Magens rechts von der Wirbelsäule erkennbar war. Ihr Magen hatte sich also schon verlagert, traurig-MUIG.
Clara (nichts geht über Gurke, außer Sonnenblumenkerne)
OSCAR: Bei einer Magendrehung verdreht sich der Magen entlang seiner Längsachse, dabei wird der Mageneingang abgequetscht, dann gast der Magen auf und die Verdauung bricht zusammen und danach versagt der Kreislauf.
PEBBLES: Warum musste ausgerechnet die Clara sowas kriegen? Jämmerlich-MUIG.
TOFFEE: Das kann jeden jederzeit treffen, auch Menschen und andere Tiere. Und man weiß überhaupt nicht, wovon sowas verursacht wird. Die Tierärztin sagte, man nimmt an, dass manche Lebewesen eine genetische Veranlagung dazu haben und dann kann man Glück oder Pech haben im Leben. Die mit Glück kriegen trotz ihrer Gene nie eine Magendrehung. Aber unsere liebe Clara hatte eben einfach Pech.
OSCAR: Wenn eine Magendrehung mal angefangen hat, ist sie praktisch nicht mehr aufzuhalten.
TOFFEE: Die Kerstin konnte und wollte es nicht glauben. Nicht auch noch Clara, so kurz nach Henry und Jane! So viel Unglück in so kurzer Zeit, seuz-MUIG.
Pebbles
PEBBLES: Ich verstehe nicht, wie das Schicksal so grausam sein kann. Was hat es denn davon? Verzweifelt-MUIG.
TOFFEE: Weißt du, Kleines, tröstend-MUIG, der Henry hat immer gesagt, das Schicksal ist eigentlich nicht grausam. Es kümmert sich nur nicht um die Wünsche und Interessen einzelner, sondern nur um das große Ganze. Die Wünsche und Hoffnungen aller Lebewesen gleichzeitig erfüllen, das geht halt nicht. Was für den einen ein großer Kummer ist, ist für den anderen ein großes Glück.
PEBBLES: Wie kann denn so was trauriges für irgendwen ein Glück sein?
OSCAR: Schau, als vor ganz kurzem die Jane gestorben ist, da war das für Toffee und Clara und mich ganz schrecklich. Aber weil dadurch ein Platz hier in unserer Gruppe frei wurde, konntest du die Notstation verlassen und deshalb bist du jetzt hier und das ist gut so.
Clara (schönster Schnurrbart von allen)
PEBBLES: Betroffen-MUIG, also musste Jane sterben, damit ich ein Zuhause bekomme?
OSCAR: Nein, nein, dass Jane gestorben ist, hat nichts mit dir zu tun. Und es ist schon gar nicht deine Schuld, eindringlich-MUIG! Und wenn ein neues Schweinchen kommt und Claras frei gewordenen Platz einnimmt, dürfen wir dem neuen Wutzerl nie vorwerfen, dass die Clara gestorben ist. Da kann niemand was für!
TOFFEE: Die Kerstin hat so gekämpft um die Clara. Sie wollte nicht glauben, dass die Tierärztin Recht hat, sondern hoffte, dass es doch nur eine Aufgasung ist und sie und Clara das wieder in den Griff kriegen.
PEBBLES: Warum hat sie denn der Tierärztin nicht geglaubt?
OSCAR: Den Menschen fällt es immer schwer, wenn sie das Gegenteil von dem glauben sollen, was sie sich von ganzem Herzen wünschen. Und oft brauchen sie Zeit, um sich an Dinge zu gewöhnen, von denen sie erst denken, dass sie sie nicht aushalten können. Deshalb hoffen sie bis zuletzt, auch wenn es gegen jede Vernunft ist, mitfühlend-MUIG.
Clara (nur ein kurzes Nickerchen)
TOFFEE: Die Tierärztin hat der Clara Medikamente gespritzt gegen die Aufgasung und was gegen Krämpfe und ein Schmerzmittel und noch was für den Kreislauf. Dann hat sie der Mama Kerstin noch ein ganzes Tütchen voller Medikamente mitgegeben und ihr und Clara viel Glück gewünscht. Aber sie hat auch gesagt, dass sie die ganze Nacht da ist bis zum nächsten Morgen und dass die Kerstin die Clara wieder bringen soll, wenn sie sieht, dass es ihr schlechter geht, resigniert-MUIG.
OSCAR: Die Kerstin hat zuhause das Wärmepad warm gemacht und Päppelbrei für die Nacht angerührt und in Spritzen aufgezogen. Dann hat sie alle Medikamente vorbereitet und sie zusammen mit dem Päppelbrei auf dem Wohnzimmertisch bereit gelegt.
PEBBLES: Wir hatten gerade vier funkelnagelneue Kuschelbetten geschenkt bekommen, weil ein paar von den alten Bettchen schon ganz platt gelegen waren. Die Clara bekam direkt eins von diesen herrlich superweichen und kuscheligen Betten, damit sie mit ihrem wehen Bauch gut und bequem liegt.
TOFFEE: Ja, die Kerstin hat das Bettchen mit Clara drin auf das Wärmepad gelegt und die Clara hat sich dort eingekuschelt. Die Mama Kerstin hat gesagt, dass die Clara noch ganz erstaunt schaute als sie in das Bettchen gestiegen ist, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass es so superweich ist.
Clara (tiefenentspannt)
PEBBLES: Ja, und sie hat auch gesagt, dass die Clara da nochmal ganz glücklich aussah und richtig gezeigt hat, welche Freude sie an dem weichen Kuschelbett hat. Sie hat sich richtig reingeräkelt.
OSCAR: So ein extra-weiches neues Bettchen ist auch ein Genuss. Den Moment vergisst die Mama Kerstin ihr ganzes Leben lang nicht mehr. Sie hat später so geweint, weil die Clara nochmal so glücklich war über das Bettchen, wo sie doch ihren Tod schon im Bäuchlein hatte.
PEBBLES: Aber wieso weint sie da? Ich bin so froh, dass die Clara nochmal so einen glücklichen Augenblick hatte, bevor sie sterben musste.
TOFFEE: Ja, aber wir Meeris leben ja auch in jeder Sekunde unseres Lebens im Hier und Jetzt. Die Menschen können das meistens nicht. Die hängen mit ihren Gefühlen und Gedanken immer noch in der Vergangenheit oder sie sind schon mit Dingen beschäftigt, die noch gar nicht passiert sind. Da kann man sich nicht JETZT freuen, weil man schon dran denkt, dass der Moment irgendwann um ist. Nur gut, dass wir anders sind.
OSCAR: Die Mama Kerstin hat die ganze Nacht mit Clara auf dem Sofa verbracht und darauf geachtet, dass es die Clara in ihrem weichen Kuschelbett schön warm hat. Dann hat sie sich alle eineinhalb Stunden den Wecker gestellt, um die Clara ganz regelmäßig zu päppeln und ihr ihre Medikamente zu geben.
Clara (endlich mal ganze Möhre am Stück)
TOFFEE: Erst hat die Clara alles ganz brav geschluckt und sie hatte ordentlich Schmerzmittel bekommen und war halbwegs entspannt.
PEBBLES: Für uns Meeris ist es ja nicht so schlimm, nachts immer wieder wach zu werden und dann was zu essen. Das machen wir ja jede Nacht, weil die Nächte sonst zu lang wären zwischen Abendbrot und Frühstück. Also haben wir sowieso regelmäßige Nachtmahlzeiten.
OSCAR: Für die Mama Kerstin war das dauernde Aufwachen eine echte Tortur. Aber sie war da ganz tapfer, um die Clara oft und immer nur ein bisschen zu päppeln, weil sie ihren Magen nicht überlasten wollte.
TOFFEE: Und jedes Mal, wenn die Kerstin aufwachte, hat sie der Clara erst eine Viertelstunde lang das Bäuchlein ganz vorsichtig massiert. Das soll die Verdauung anregen, sagt man.
Clara (jetzt mach schnell das Foto, sonst ist die Gurke weg)
OSCAR: Das fand die Clara wohl gut, obwohl es bei ihrer Magendrehung nicht geholfen hat. Bei einer reinen Aufgasung unterstützt das Massieren beim Neustart der Verdauung.
PEBBLES: Die Mama Kerstin hat erzählt, dass die Clara ganz entspannt war und beim Massieren mit dem Rücken gemütlich an der Kerstin ihrem Bauch lehnte und die Füßchen locker hängen ließ. Und beim Massieren fing es jedes Mal an in Claras Bauch zu gluckern.
TOFFEE: Da war also noch Luft drin, sonst gluckert nichts. Aber gluckern heißt auch, dass sich da was bewegt. Und die Kerstin hoffte mit aller Kraft, dass sich dadurch der Päppelbrei seinen Weg durch Claras Eingeweide bahnt.
Clara & Pebbles
PEBBLES: Tat er aber nicht. Es kam hinten einfach nichts mehr raus aus meiner lieben Clara. Diese böse Magendrehung war wie ein Knoten in ihr, vorwurfsvoll-verzweifelt-MUIG.
OSCAR: Das ist ein guter Vergleich. Leider, seufz-MUIG. Es ist immer wieder dasselbe. Irgendwann ist das System von vorne voll durch das Päppeln, aber hinten geht nichts mehr. So war es dann auch ganz früh am Morgen. Da wollte die Clara nichts mehr essen.
TOFFEE: Da wußte die Kerstin, dass der Kampf verloren war, schnüff-MUIG. Sie hat dann noch eine letzte Spritze aufgezogen mit ordentlich Schmerzmitteln und noch einer Portion Sab Simplex. Das hat sie der Clara gegeben, so lange die noch schlucken konnte, weil sie wußte, dass sie jetzt wieder mit Clara zur Tierklinik fährt. Sie wollte, dass Clara auf keinen Fall Schmerzen hat oder Bauchdrücken wegen der Luft in ihr.
Clara (immer gepflegt)
OSCAR: Auf diesem letzten Weg kam es auch nicht mehr auf die Dosierung der Mittel an. Hauptsache, die Clara musste am Schluss nicht leiden und hatte keine Schmerzen wegen der Krämpfe, die eine Magendrehung macht.
PEBBLES: Die Mama Kerstin hat gesagt, dass die Clara so großzügig von den Schmerzmitteln hatte, dass sie ganz bestimmt bis zum Schluss keine Schmerzen hatte, erleichtert-MUIG.
OSCAR: Als die Kerstin ganz früh morgens wieder mit Clara in der Tierklinik ankam, war die Ärztin von abends noch da. Diesmal kam die Clara direkt dran und die Kerstin erklärte, dass die ganze Nacht keine Köttel rausgekommen sind.
Clara (Auslauf ist spannend)
TOFFEE: Die Tierärztin war ein bisschen überrascht, weil die Clara so wach und fast fröhlich in ihrem Bettchen saß und sich neugierig umschaute. Also sagte sie, sie könne die Clara ja nochmal röntgen und schauen, was da in ihr los ist, weil sie in einem so guten Allgemeinzustand sei. Aber erst wollte sie Claras Temperatur messen.
PEBBLES: Das hat sie gemacht und die Clara hat noch empört geschimpft, weil die Tierärztin mit dem Termometer erst die falsche Öffnung erwischt und nicht gleich den Darm getroffen hat, wo die Temperatur drin ist, auf die es ankommt.
OSCAR: Da war dann leider klar, dass keine Hoffnung mehr besteht. Die Clara hatte kaum noch 35 ° C. Und das, obwohl sie ja auch noch das Wärmepad in der Transportbox hatte. Und ihr wisst ja, eigentlich haben wir so 38 - 39 ° C.
Oscar
TOFFEE: Die Tierärztin hat also nicht mehr geröntgt, sondern der Kerstin gesagt, dass der Kreislauf schon am Zusammenbrechen ist und sie die Clara gehen lassen soll.
PEBBLES: Wein-MUIG...
OSCAR: Also stimmte die Kerstin schweren Herzens zu und die Tierärztin gab Clara die erste von den beiden Spritzen zum Einschläfern.
TOFFEE: Und genau wie beim Henry ist die Clara schon nach der ersten Spritze für immer eingeschlafen und ihre Seele ist fix über die Regenbogenbrücke gezogen, traurig-MUIG.
Clara (ich fürchte, ich muss gehen…)
PEBBLES: Ich vermisse sie so!!!
OSCAR: Ich weiß, Kleines, mitfühlend-MUIG, wir vermissen sie auch, aber du bist auch noch so jung und die Clara war wie eine Mutter zu dir.
TOFFEE: Die Clara wartet im Regenbogenland bis wir dort irgendwann alle wieder zusammen sind und bis dahin schaut sie von da drüben zu uns und auf dich hat sie ein besonders waches Auge. Und immer, wenn du dich an sie erinnerst, kannst du dich mit ihr unterhalten.
Clara & Toffee
PEBBLES: Das ist aber nicht dasselbe.
TOFFEE: Nein, seufz-MUIG, da hast du Recht, das ist es leider nicht.
OSCAR: Wir müssen versuchen, uns daran zu gewöhnen, dass sie nicht mehr bei uns ist, und froh sein, dass wir sie kennenlernen und ein bisschen Zeit mit ihr verbringen durften, auch wenn es zu kurz war.
TOFFEE: Die Mama Kerstin hat die Clara in ihrem feinen weichen neuen Kuschelbett draußen bei Röschen, Henry und Jane beerdigt. Der Kuschelstoff war mit ganz vielen Sternen bedruckt und nun ist die Clara auch ein Stern, der vom Himmel leuchtet.
Clara (unvergessen)
OSCAR: Ja, schnüff-MUIG.
TOFFEE: Ich hab' jetzt keine Worte mehr. Soll ich nach der Mama Kerstin rufen?
PEBBLES: Ich mag jetzt keine Gurke. Ich mag gar nichts essen.
OSCAR: Mir ist auch nicht danach. Aber ruf' nur, wir können ja später essen.
MAMA KERSTIN: Ich leg euch die Gurke und Möhre einfach hin. Esst, wann ihr wollt.
TOFFEE: Also, ich ess' meins direkt. Wenn ich traurig bin, hab' ich erst recht Hunger. Also tschüss dann, traurig-mampf-schmatz, bis nächste Woche...
Auf Wiedersehen, liebe Clara
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