Toffee, Jane & Clara

 

JANE: Hallo Leute. Ihr erinnert euch doch bestimmt noch an die Henry & Co. Folgen. Wir sind ja Henrys Witwen, sozusagen. Clara, Toffee und ich.

CLARA: Vielleicht habt ihr uns ja sogar ein bisschen vermisst, hoffnungsvoll-MUIG.

TOFFEE: Wir haben zumindest euch vermisst!

JANE: Ihr ward so lieb zu uns nachdem der Henry ins Regenbogenland gegangen ist. Wir haben so viele liebe Grüße erhalten mit wunderbaren tröstenden und mitfühlenden Worten. Das hat richtig gut getan und wir waren ganz gerührt, dass so viele Leute um unseren Henry mit uns trauern, dankbar-MUIG.

CLARA: Deshalb hatten wir ja schon angekündigt, dass wir wieder was für die SOS- Homepage schreiben. Es gibt ja noch sooo viele Themen.

TOFFEE: Und so halten wir auch die Erinnerung an unseren Henry wach. Die Mama Kerstin sagt, so setzen wir dem Henry im Internet ein Denkmal.

CLARA: Und uns auch irgendwie.

JANE: Ja, und der Henry hat auch immer gesagt, wir haben eine Verantwortung für unsere vielen Kumpels in Not, und wenn wir dazu beitragen können, bei den Zweibeinern mehr Verständnis für uns Meeris zu wecken und für ein paar Meeris ihre Haltungsbedingungen zu verbessern, dann müssen wir uns dieser Aufgabe stellen. Jawohl-MUIG.

TOFFEE: Ganz zum Schluss hat er noch zu uns und zur Mama Kerstin gesagt, Mädels, ich hatte richtig Glück und durfte ein zweites wunderbares Leben führen. Viele Meeris kriegen nie so eine Chance und viele sitzen in Tierheimen und Notstationen und hoffen, dass sie so eine Chance kriegen. Aber die schönen Plätze sind rar, Träne-zerdrück-MUIG.

CLARA: Es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass ein anderes armes Böckchen in Not seinen schönen Platz hier einnehmen darf, den er jetzt nicht mehr braucht. Und uns war ein bisschen mulmig, weil man vorher ja nie weiß, was man kriegt, aber Henrys Vermächtnis zu erfüllen, war natürlich Ehrensache.


Clara

JANE: Wir haben aber zur Mama Kerstin gesagt, dass sie den neuen Brommsler nicht alleine aussuchen darf, sondern wir da ein Wörtchen mitzureden haben.

CLARA: Die Kerstin hat bei der Notstation nachgefragt, aus der wir auch kommen. Da saßen mehrere Böckchen. Wir haben aber gleich gesagt, wir wollen kein Baby, das wir noch groß ziehen und sozialisieren müssen. Und wenn der Kleine dann groß wird, kriegt er am Ende eine Rüpelphase und einen Männlichkeitswahn und legt sich mit uns an, schudder-MUIG.

TOFFEE: Genau. Wir haben einen richtigen schon fertigen Schweinemann bestellt, aber einen netten. Und einen senilen alten Tatterich wollten wir auch nicht. Die Altersstruktur in einer Gruppe muss schließlich stimmig sein. Wir sind in unseren besten Jahren. Da brauchen wir einen Kerl, der mithalten kann. Jawohl-MUIG.

JANE: Fell und Farbe waren uns egal. Das sind Äußerlichkeiten. Wir schauen uns andere Lebewesen mit dem Herzen an, dann sieht man die inneren Werte.


Jane

TOFFEE: Im richtigen Alter und gerade bereit auszuziehen gab es nur zwei Böckchen zur Auswahl. Die Frau von der Notstation hat sie unserer Mama Kerstin am Telefon genau beschrieben. Und die Kerstin hat das dann mit uns besprochen.

CLARA: Der erste hieß "Macho". Nomen est omen. Er wurde beschrieben als einjähriger dreifarbiger Rosettenbock, total dominant, komplett bockunverträglich, der auf andere Böckchen äußerst aggressiv losgeht. Er sei aber ein Damen-Charmeur, der seine Damen gut im Griff hat und ausdauernd bebrommselt, grusel-MUIG.

JANE: Ich hab' sofort gesagt, der kommt mir nicht ins Haus, basta-MUIG!!! So eine rasende Rosette tu' ich mir nicht an. Unterdrückung und Gebrommsel, pah-MUIG. Wir sind schließlich moderne und emanzipierte Schweinedamen.

TOFFEE: Genau. Ein rauflustiger Draufgänger mit einem antiquierten Frauenbild. Nein danke.

CLARA: Die Rosetten-Rampensau war also einstimmig abgelehnt.

Dann gab es noch "Schnuppi", einen drei Jahre alten tiefenentspannten Alpakabock vom Typ "Schlaftablette".

JANE: Das fanden wir sofort sympathisch. Der arme Junge saß erst ein Jahr in Schweinzelhaft und wurde dann abgegeben in eine Fünfer-Gruppe, aber die Haltung war so schlecht, dass er einen ganz bösen Ballenabszess am linken Hinterfüßchen bekommen hat, aua-MUIG. Da wollte man ihn dann nicht mehr.

TOFFEE: Deshalb kam er in die Notstation. Dort hat die Notfrau sein Füßchen gut versorgt. Aber dann hat der Schnuppi es fertiggebracht, sich am wehen Füßchen die mittlere Zehe zu brechen und sich die Zehe dabei so einzureißen, dass man sie nicht mehr retten konnte, mitleidend-MUIG.


Toffee

CLARA: Die Notfrau ist sofort mit ihm zur Tierärztin gefahren. Die sagte dann, mit dem Ballenabszess und jetzt noch der verletzten Zehe würde sie raten, dem Schnuppi das Füßchen zu amputieren. Stellt euch das mal vor! Den ganzen Fuß wollte sie ihm abschneiden!!! Entsetzt-MUIG.

JANE: Die Notfrau hat aber gesagt, das kommt gar nicht in Frage, das pflegt sie wieder gesund. Und so wurde nur die Zehe amputiert, die eh nur noch an einem bisschen Haut hing.


Schnuppis Füßchen

TOFFEE: Und die Notfrau hat tatsächlich dem Schnuppi sein Füßchen gerettet und es viele Wochen lang gepflegt und gebadet und desinfiziert und eingecremt und immer wieder neu verbunden. Das war total viel Mühe, aber für den Schnuppi ist das jetzt ganz viel Lebensqualität. So ein Stumpf ist nämlich auch total empfindlich und wird schnell wund. Und auf die Knochen geht es auch, wenn man dann schief ist und immer eine Fehlhaltung hat beim Laufen.

JANE: Bis das Füßchen so ziemlich verheilt war saß der Schnuppi viele viele Wochen in der Notstation. Aber in der ganzen Zeit hat sich nie jemand für ihn interessiert, obwohl er die Zweibeiner immer ganz lieb angeschaut hat.

CLARA: Das ist, weil die Menschen einfach unvernünftig und dumm sind und außerdem sind sie nicht mehr bereit, sich ein bisschen Mühe zu machen, um dafür was ganz besonderes zu kriegen. Sowas wie den Schnuppi. Erst züchten sie langhaarige Meerschweinchen und dann wollen sie die nicht haben, weil die Fellpflege ihnen zu viel Aufwand ist. Pah, verächtlich-MUIG! Es hat ja auch keiner die armen Langhaarmeeris gefragt, ob sie so langes Fell wollen, dass sie es selbst gar nicht mehr pflegen können und durch das man kaum noch aus den Augen schauen kann.

TOFFEE: Und der arme Schnuppi hatte ja nicht nur langes Alpakafell, sondern mit der abben Zehe auch noch einen Schönheitsfehler. Und bei den Zweibeinern muss ja immer alles perfekt sein, abfällig-MUIG.

JANE: Und außerdem ist das Füßchen vom Schnuppi ein kleines bisschen verdickt geblieben wegen des Abszesses. Das wird wohl nicht mehr weggehen. Und die Zweibeiner haben auch keine Lust, ihren Meeris dauernd die empfindlichen Füße einzucremen, damit so ein Ballenabszess nicht wiederkommt.

CLARA: Der Schnuppi saß also schon lange in der Notstation und richtete sich allmählich darauf ein, dort für immer zu bleiben, weil ihn keiner haben wollte.

JANE: Ja, langes Fell ist schon ein echtes Vermittlungshandicap. Die Peruaner, Alpakas und Lunkaryas sitzen immer am längsten in den Vermittlungsstellen und Notstationen.

TOFFEE: Die Mama Kerstin hat am Telefon nur gefragt, wie der Schnuppi so ist und die Notfrau sagte, er sei total süß und aufgeweckt, würde sich überall problemlos einfügen und lasse sich einfach anfassen. Er laufe nicht weg, wenn man ihn hochnehmen möchte und lasse sich brav das Fell pflegen und bürsten. Mit seinen Damen gehe er sehr liebevoll um.


Schnuppi

 JANE: Also ein Schweinemann wie gebacken für uns, befriedigt-MUIG.

CLARA: Deshalb haben wir der Mama Kerstin gesagt, sie soll hinfahren und ihn abholen, dann probieren wir ihn aus.

TOFFEE: Da hat die Kerstin ein bisschen gegrantelt mit uns. Probieren und umtauschen is' nich', sagte sie. Nur dann, wenn wir absolut inkompatibel sein sollten. Ansonsten sollten wir uns gefälligst ein bisschen Mühe geben und uns von unserer besten Seite zeigen. Aber das machen wir ja eh immer.

CLARA: Echt???

TOFFEE: Ich schon!

JANE: Die Mama Kerstin ist also an dem Samstag nach Henrys Abschied zur Notstation gefahren, um den Schnuppi zu holen. Die Notfrau hatte an dem Tag auch gerade Tag der offenen Tür. Da gab's auch günstiges gebrauchtes Meeri-Zubehör und selbstgebackenen Kuchen.

CLARA: Die Notfrau holte dann den Schnuppi aus dem großen Gartenhaus. Das hat sie nur für uns Meerschweinchen gebaut und es ist ganz schön groß mit mehreren Meerietagen und verschiedenen Gehegen. Alles ist ganz hell und freundlich da drin. Es gibt einen Arbeitstisch, auf dem Gemüse geschnibbelt und die Schweinchen getüvt werden. Und einen Schrank, in dem alles ist, was sie für die Meeris braucht. Und der ganze Boden von dem Haus ist dick eingestreut, da unten wohnen ihre eigenen Wutzen. Die Nottiere leben in den Wandgehegen. Und daneben gibt es auch noch einen Außenauslauf.

TOFFEE: Ist es nicht schön, dass es immer wieder auch Menschen gibt, die sich so für uns einsetzen? So wie die Pflegestellen und Patenstellen von SOS es ja auch tun.

JANE: Ja, es gibt auch ganz tolle Zweibeiner. Nicht nur solche, die uns vernachlässigen oder einfach wegwerfen.

CLARA: Jedenfalls warf die Kerstin den ersten Blick auf den Schnuppi und dachte, oh je, der kleine Kerl sieht ja aus wie ein explodiertes Sofakissen, prust-MUIG. Er hatte zwar einen Sommerschnitt, aber nicht gerade vom Starfriseur. Teilweise war das Fell kurz und zwischendrin hingen einige lange Locken rum. Und das ganze Fell am Schnuppi wächst in alle Richtungen.


Schnuppi

JANE: Mehr ein Struppi...

TOFFEE: Die Mama Kerstin hat ihn auf den Arm genommen und er war ganz entspannt und neugierig und hat an ihr geschnuppert. Und die Kerstin dachte, der arme Kerl ist ganz mager, nur ein Gerippe mit Flusen dran. Aber dann, seufz-MUIG...

CLARA: Mach's kurz, Toffee, nicht so schmalzig. Sie haben sich angesehen und das Ding war geritzt.

TOFFEE: Ich wollte sagen, der Schnuppi hat die Mama Kerstin ganz lieb und bittend angeschaut und in ihrem Herzen hat sich ein neues Türchen geöffnet und der Schnuppi ist dort eingezogen, verklärt-MUIG.

CLARA: Du und die Romantik. Die Kerstin hat fix den Schutzvertrag unterschrieben und den Schnuppi bezahlt und das ganze Zubehör, das sie noch eingepackt hat, ein Holzhäuschen, eine Steingut-Wasserschüssel, eine Kuschelrolle und eine ganz lange Weidenbrücke, von der sie noch nicht weiß, wo die mal hin soll.

JANE: Und dann ist sie mit ihm heimgefahren und wir waren schon ganz gespannt. Aber wie wir uns dann kennengelernt haben, erzählen wir nächstes Mal. Jetzt ordern wir erst mal die traditionelle Gurkenscheibe.

Keeeeerstiiiiiiinnnn, quiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeek....

KERSTIN-ZWEIBEIN: Na, du Hupe. Das war bestimmt eine Gurkenbestellung, oder?

JANE: Klar doch, liebe Gewohnheiten sollte man beibehalten.

KERSTIN: An mir soll's nicht scheitern. Mahlzeit.

JANE: Danke. Also tschüss dann, mampf schmatz, bis nächste Woche...

 

 

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