Henry & Co.: Was bisher geschah....

Folge 1: Die Katastrophe
Folge 2: Die Rettung
Folge 3: Im neuen Zuhause
Folge 4: Bei der Weißkittel-Frau
Folge 5: Der Kaufkäfig
Folge 6: Der geölte Blitz
Folge 7: Schnipp-Schnapp
Folge 8: Die Privatzucht
Folge 9: Alle Seelen sind gleich groß

 

 

 

HENRY: Hallo Leute, hier ist wieder euer Henry.

Ihr wisst ja noch, dass ich euch letzte Woche erzählt habe, dass die Mama Kerstin an einem Ei­gen­­bau gewerkelt hat, in den Röschen und ich gemeinsam einziehen soll­ten. Das sagt sich so leicht, aber die Kerstin hatte ja keine Ahnung davon wie man so­was baut. Sie hat sich erst ganz vie­le schöne Eigenbauten im Internet angeschaut und dann ging es ganz naiv an die Planung. Wir soll­ten ein Bodengehege im Ess­zim­mer bekommen. Da war eine große Ecke frei, in die sollte der fünf­eckige Eigenbau so rein, dass er an der einen Wand links an ein Highboard grenzte und an der anderen Wand rechts an einen Schrank. Und vorne wollte sie das ganze abschrägen, damit kei­­ne so große Ecke von unserem Gehege ins Zimmer ragt.

TOFFEE: Das hört sich doch nett an.

HENRY: Ja ja, aber dann musste sie das Holz kaufen gehen, das wollte sie im Bau­markt gleich zu­schneiden lassen. Und da hat sie bei der Planung festgestellt, dass man etwas braucht, das heißt Mathematik, damit kann man ausrechnen wie lang das Brett sein muss, das man vorne als Blen­de für die Schräge braucht. So was hatte sie frü­her mal in der Schule, aber das ist schon eine gan­ze Weile her. Sie musste erst im In­ternet auf einer Schüler-Seite wieder lernen wie das geht. Sie hat dann eine Weile ge­rechnet und dann ist sie noch auf dem Boden 'rumgekrochen und hat die Stelle ge­messen, wo das Brett später mal so ungefähr sein würde, und als die Ergebnisse vom rech­nen und vom messen anfingen sich ähnlich zu sehen ist sie losgefahren und hat alles zu­schnei­den lassen. Am Ende war das Brett dann zu lang und sie musste noch was absägen.

CLARA: Besser zu lang als zu kurz, hihi...


Clara

HENRY: Im Internet hatte sie auch gelesen, welche Hölzer angeblich gut geeignet für uns sind und welche nicht so gut. Dummerweise gibt es Spanplatten nur aus den nicht so guten Hölzern und die guten Hölzer sind schrecklich teuer, was aber egal ist, weil man sie im Baumarkt sowieso gar nicht kaufen kann. Und dabei haben wir eine gan­ze Menge Baumärkte in der Nähe.

TOFFEE: Und was haben wir jetzt?

HENRY: Ganz normale Spanplatten.

TOFFEE: Und die schaden uns nicht?

CLARA: Fühlst du dich schlecht?

TOFFEE: Nein.

CLARA: Na also!

HENRY: Für die Bodenplatte hatte die Kerstin vorher ganz viel gelesen über Leimholz und Sperr­holz und Spanplatten. Schließlich wusste sie gar nicht mehr, was sie jetzt neh­men soll, weil im In­ternet so viel widersprüchliches stand. Am Ende ist sie einfach in den Baumarkt gefahren und da standen dicke Platten 'rum, die sahen irgendwie holzig aus, davon hat sie dann eine ge­nom­men und sie weiß bis heute nicht, was das jetzt für eine ist. Hauptsache, sie funktioniert.

JANE: Ja ja, das Internet wird oft überschätzt.

HENRY: Die im Baumarkt haben dann aber die Bodenplatte für das Gehege nur quadratisch zu­recht sägen können. Die Kerstin musste also die schräge Stelle selbst ab­schneiden. Eine elek­tri­sche Säge hat sie ja, aber die hatte sie vorher noch nie be­­nutzt. Sie hat auch ein ordentliches Stück von der Platte schräg abgesägt und da­nach waren auch noch alle Finger dran, aber schein­bar ist es schwieriger als man denkt geradeaus zu sägen. Sie hat eine schicke Wellenlinie gesägt. We­gen der Blende sah man das am Ende aber nicht.

JANE: Als Mensch hat man es scheinbar auch nicht immer leicht. Wir Meeris müssen ja eigentlich im­mer nur Sachen machen, die wir auch können.

HENRY: Dann hat sie an allen fünf Ecken senkrechte Pfosten auf die Platte ge­schraubt. An denen woll­te sie die Seitenteile festschrauben. Dabei hat sie gelernt, dass man beim schrauben die Lö­cher im Holz vorbohren muss, weil die Schrauben sonst nicht reingehen. Aber trotz großer Schrau­ben haben die Pfosten gewackelt. Also ist die Kerstin wieder in den Baumarkt gefahren und hat Metallwinkel gekauft und noch mehr Schrauben. Dann bekam jeder Pfosten zwei Winkel, die wurden mit der Bodenplatte verschraubt und dann wackelte nichts mehr.

TOFFEE: So viel Mühe. Und hinterher sieht man gar nicht mehr, wieviel Arbeit das war.

JANE: Ja, manchmal hat es auch Vorteile ein Meerschweinchen zu sein.


Jane

HENRY: Aber ihr glaubt ja gar nicht, wie viele Sorten Schrauben es gibt für alle Zwecke und Ma­te­rialien und in allen möglichen Stärken und Längen, außerdem mit schrägem Kopf und glattem Kopf und in verschiedenen Farben. Und man muss immer die richtigen nehmen, weil da, wo wir 'rumlaufen, müssen die Schraubenköpfe ganz glatt mit dem Holz abschließen, damit wir da nicht drü­ber stolpern und uns die Füß­chen verletzen.

JANE: Gut, dass wir nur Gemüsesorten, Kräuter und Salate unterscheiden müssen.

HENRY: Dann musste ja auch noch alles lackiert werden. Die Bodenplatte mit den Pfosten und die Seitenteile, die dann drangeschraubt werden. Und das alles drei Mal.

TOFFEE: Warum denn das?

CLARA: Weil Pipi ätzt.

JANE: Und feuchte Köttel machen Flecken.

HENRY: Und das Holz quillt auf. Ich hatte doch am Anfang so ein Holzhaus...

TOFFEE: Das mit nur einem Eingang.

HENRY: Ja, das war unlackiert und sah ganz fix ganz fies aus. Also musste der Ei­genbau was­ser­dicht sein. Aber natürlich musste ein wasserlöslicher ungiftiger Lack her, der uns nicht schadet, wenn wir am Holz nagen.

CLARA: Wie kann er denn wasserdicht sein, wenn er wasserlöslich ist?

HENRY: Das ist wohl eins von den Dingen, die sich nur Menschen ausdenken können. Jedenfalls dauer­te das Lackieren eine ganze Weile, weil ja immer erst wieder alles trocknen musste bevor die Mama-Kerstin das nächste Mal lackieren konnte. Und sie konn­te ja immer nur abends nach der Arbeit oder am Wochenende. Nach dem Lackie­ren hat sie dann die Seitenteile an die Bo­den­plat­te und an die Pfosten geschraubt. Das war schon wieder ein Problem, weil der Eigenbau ja fünf Ecken hatte und nicht vier. Deshalb waren die beiden Ecken vorne nicht rechtwinklig, die zwei Pfosten aber schon, an die die Seitenteile geschraubt werden sollten. Jetzt wusste sie nicht wie sie die Seitenteile an den schräg stehenden Pfosten anschrauben sollte. Sie ist also wie­der in den Baumarkt gefahren...

TOFFEE: Wie oft war sie wohl inzwischen dort?

HENRY: Das hat sie nicht gezählt, aber die winken jetzt immer schon ganz freundlich, wenn sie kommt. Aber auch im Baumarkt gibt's scheinbar nur Zubehör für recht­wink­li­ge Sachen. Fünf­ecki­ge Häuser sind nicht vorgesehen. Da hat die Kerstin ein bisschen ge­knurrt und gesagt, es sei kein Wun­der, dass den Architekten nichts innovatives mehr einfällt, wenn es dann nur Sachen für Recht­ecke gibt und nicht mal fünfeckige Kant­hölzer. Sie hat kurz überlegt, ob sie versuchen soll, die zwei Kanthölzer vorne zu­rechtzusägen, aber dann hat sie an die Wellenlinie von der Bo­den­plat­te gedacht und hat einfach mit langen dünnen Schrauben die Seitenteile schräg dran­ge­schraubt. Das sieht man auch fast gar nicht. Und es sollte ja auch ein Schweinchenheim werden und kein ausbruchsicheres Nashorngehege.

JANE: Nur gut, dass Clara kein so Nasenpieksehorn hat. Sonst hätten wir hier nichts zu lachen.

HENRY: Dann kam vorne noch der Clou: Die herausnehmbare Scheibe, damit wir vorne raus­schau­en konnten und aus dem Haus raus- und wieder reinklettern, wenn man die Scheibe raus­nimmt. Dafür gab es zumindest in der Bastelabteilung vom Baumarkt lange dünne Hölzer mit ei­nem Winkel drin, die konnte man an die Pfosten schrauben und wenn man das richtigrum mach­te, entstand da eine senkrechte Rinne, in die man von oben eine Scheibe reinschieben kann.

JANE: Na, wenigstens gab es da was, was sie brauchen konnte.

HENRY: Ja, aber jetzt brauchte sie eine Scheibe. Da gab es auch zu viele Ratschläge im Internet, ob man jetzt richtiges Glas nimmt oder Plexiglas oder Acrylglas oder Ba­stelglas und was jetzt hy­gienischer ist oder was wie dick sein muss oder was wie schnell zerkratzt oder was sogar trüb wird, wenn wir dranpieseln. Die Kerstin hatte ja den Verdacht, dass Plexi- und Acryl- und Ba­stel­glas alles dasselbe ist, aber so richtig rausgefunden hat sie das nicht. Richtiges Glas wollte sie nicht, weil sie Angst hat­te, dass es kaputt geht und wir uns dann schneiden. Aber dann war es ganz ein­fach, so wie mit der Bodenplatte. Sie ist in den Baumarkt gefahren und da gab es nur eine Sorte durch­sich­tiges künstliches Glas und das hat sie dann zuschneiden lassen.


Henry

HENRY: Das konnte sie aber erst machen lassen als alles andere schon fertig war, weil sie zwar vorher im­mer einen Plan macht, aber am Ende ist es nie genau so wie geplant, sondern immer ein klein biss­chen länger oder kürzer. Sie sagt immer, die Sachen, die sie so schreinert, haben alle ein Ei­gen­leben. Als sie den ersten Tisch für uns gebaut hat, hatte der vier Beine, die alle unterschiedlich lang waren, weil sie zwar vier gleichlange Stücke abgemessen hatte, aber nach dem Sägen waren sie doch alle irgendwie individuell.

Aber deshalb musste sie erst die Schiene für die Scheibe bauen und dann ausmessen, wie groß die Scheibe sein musste und die hat sie dann schneiden lassen, weil sie geahnt hat, dass sie keine Schiene genau um eine schon vorhandene Scheibe bauen kann. Der Säge-Mann im Baumarkt hat sich zwar über die krumme Zahl gewundert, die die Scheibe breit sein musste, aber sie passte dann exakt rein und ist auch nicht rausgefallen, wenn wir mit Anlauf dagegen rannten.

TOFFEE: Und jetzt war das Haus fertig?

HENRY: Naja, fast. Die Kerstin hat innen noch eine alte wasserdichte Wachs­tuch­tisch­decke mit 70er-Jahre braunem Karomuster reingeklebt, aber um die Pfosten rum und in den Ecken hat das Kle­beband nicht gut gehalten und wir hatten später viel Spaß damit, genau zwischen die Holz­wän­de und das Wachstuch zu pieseln.

JANE: Dabei siehst du so unschuldig aus als könntest du kein Wässerchen trüben.

HENRY: Wir fanden das Wachstuch so hässlich.

CLARA: Unter der Einstreu sieht man das doch gar nicht.

HENRY: Aber wir wussten, dass es da ist.

TOFFEE: Aber jetzt war das Haus doch fertig?

HENRY: Fast. Ganz zum Schluss ist der Kerstin eingefallen, dass sie kleine Filzpunkte unter das Haus kleben sollte, damit die Bodenplatte den Parkettboden nicht zerkratzt. Da hat sie nochmal ganz schön geschuftet, weil der Eigenbau jetzt so schwer war, dass sie ihn alleine gar nicht mehr an­heben konnte.

Und dann kam der Moment, in dem die Kerstin das neue Schweineheim stolz in die vorgesehene Ecke schieben wollte...

CLARA: Und?

HENRY: Es ging nicht rein.

CLARA: Dumm gelaufen.

TOFFEE: Warum nicht?

HENRY: Weil sie alles so ausgemessen hat, dass es exakt reinpasst, wenn es mal drin ist, aber sie hat nicht bedacht, dass das Haus hinten breiter ist als die Öffnung zwi­schen den zwei vorderen Ecken von den beiden Schränken, wo sie es reinschieben musste. Ich hab' noch genau den Ton im Ohr, den sie gemacht hat als ihr klar wurde, dass sie jetzt den großen Geschirrschrank aus­räu­men und den Schrank wegschieben muss, um unser Schweineheim in die Ecke zu kriegen.

JANE: Und den Schrank wieder zurückschieben und das Geschirr wieder einräumen.

HENRY: Genau.

TOFFEE: Aber jetzt war das Haus fertig.

HENRY: Ja, fix und fertig, genau wie die Kerstin. Sie sagte "Nie wieder!" Aber ich hatte den Ein­druck, dass ihr das total viel Spaß gemacht hat. Und sie hat ja auch nie wieder aufgehört immer wei­ter zu bauen. Ihr seht ja, wie wir heute wohnen.


Toffee

TOFFEE: Und dann seid ihr beide eingezogen? Das ist sooo romantisch. Seufz-MUIG.

HENRY: Ja, aber davon erzähle ich nächste Woche. Heute habe ich schrecklich viel geredet, viel mehr als sonst. Du, Kerstin, kriege ich zwei Gurkenscheiben?

KERSTIN-ZWEIBEIN: Eine, Henry.

HENRY: Aber eine ganz dicke, bitte.

KERSTIN-ZWEIBEIN: OK, hier, bitte.

MÄDELS-CHOR: Wir auch, wir auch?!

KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar doch, meine Süßen.

HENRY: Also tschüss dann, mjamm schmatz, bis nächste Woche…

..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....


 

 

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