Da bin ich. Hallo allerseits! Herzlich Willkommen zur 41. Folge von WwW - Wilbert weiß Warum! Vergesellschaftung
Junge-junge, ich muig's Euch! Manchmal hat man als Haremschef ganz schön was mitzumachen! Da liege ich, nach dem morgendlichen Salatblatt, gemütlich in meiner Hängematte und schlummer vor mich hin - da geschieht es: Auf einmal wackeln drei neue Damenpopöchen durch mein Gehege! Ich habe schon den ganzen Morgen geahnt, dass irgendwas im Busch sein könnte, denn meine liebe Pflegemama Birgit hat fleissig geräumt und den Roomservice betrieben. Das hatte wohl den Zweck, unser Schweineheim für die Mädels flott zu machen! Und dann lag auf einmal alles an mir und ich bekam den Brommselschwung in die Hüften!!! ;-)
Vergesellschaftung:
Es ist immer ein aufregender Moment, wenn neue Meerschweinchen in die bestehende Gruppe einziehen! Viele verantwortungsbewusste Halter machen sich im Vorfeld Gedanken und überlegen, was der bestehenden Gruppe gut tun würde. Braucht ein jüngeres Weibchen in der Gruppe noch eine Kameradin zum Flitzen? Oder wäre es für ein schüchteneres Tier gut, noch Verstärkung in der Großgruppe zu haben? Oft braucht auch ein einsames Schweinchen nach dem Tod des Partners ein neues Herzblatt an der Seite. Es gibt viele Gründe. Ist der große Tag der Vergesellschaftung endlich gekommen und das neue Fellknäul zieht ein, bedarf es einiger Vorbereitung von Seiten der Gurkenschnippler. Denn... mal ehrlich im Umkehrschluß: Wollen Sie am Freitag abend, dass auf ihrem Sofa ein Fremder sitzt, der das letzte Feierabendbier schlürft und von der Liebesromanze auf den Fußballkanal schaltet??? Nein? Schwein auch nicht...
In jeder Meerschweinchengruppe besteht eine Rangordnung. Man kennt sich und die Gruppe hat sich in ihrer Kommunikation und ihren Vorlieben aufeinander eingestellt. Der Eine mag die Gurke, der Andere schläft gerne in der Kuschelrolle und der Dritte dreht morgens seine Düserunden. So weit, so gut. Kommt ein neues Meerschweinchen in die Gruppe - oder sogar mehrere - müssen die bestehenden Regeln neu ausgefochten werden. In der Haltungsform der Gemischtgruppe ist der Haremschef gefragt, unter den Damen für "Ruhe und Ordnung" zu sorgen, seine Liebsten zu beruhigen und jedes seiner Schnütchen zu umgarnen, um ihr zu beweisen, dass er sie mag! :D Auch in einer Bockgruppe gibt es ein ranghöchstes Tier, das von dem Neuankömmling herausgefordert werden kann. Und in der Haltung eines Paares wird definitiv sofort geklärt, wer in Zukunft die Hosen an hat - der Bub oder das charakterstarke Mädel.
Was gibt es nun zu beachten, wenn aus den Meerschweinchen ME(H)Rschweinchen werden sollen?
- Zu Beginn der Überlegung sollte ausgerechnet werden, wie viel Platz man in Quadratmetern im Gehege zur Verfügung stehen und ob überhaupt noch ein weiteres Tier "hinein passt"! In den Vermittlungsbedingungen von SOS Meerschweinchen sollen 2 Tiere 1 qm ihr eigen nennen dürfen, jedes weitere Tier benötigt 0,4 qm usw.!
- Den Charakter des Tieres, das man aufnehmen möchte, erfragen, denn die Pflegestellen kennen ihre Vermittlungsbübchen und die Mädels sehr gut. So kann geschaut werden, welches Schweinchen in die bestehende Gruppe passt.
- Vor der Vergesellschaftung sollte ein TÜV mit dem neuen Meeri durchgeführt werden und wenn man es nicht kennt, in Quarantäne gehalten werden. So mancher Halter hat sich mit einem neuen Tier, aus dem Zooladen oder vom nettesten Hobbyzüchter, Krankheiten in die eigene Gruppe geholt. Der Ehrlichkeit halber ist zu sagen, dass man natürlich nicht ins Schweinchen hineingucken kann, und der Umzugsstreß so mancher Milbe ein Heim auf dem Schweinchen bietet.
- Die Gurkenschnippler sollten sich für die Vergesellschftung Zeit nehmen und daheim sein, um das Verhalten der Tiere zu beobachten. Hat man ein leichteres, mitleidvolles Gemüt, wenn die Tiere vielleicht miteinander kämpfen, kann man einen befreundeten Meerschweinchenhalter fragen, ob er mit dabei bleiben kann.
- Das Gehege sollte gesäubert werden, um ein "neutraleres" Terrain für die Tiere zu schaffen. Natürlich kennen die alteingesessenen "ihr" Zuhause, doch ist die frische Einstreu noch nicht markiert. Prima ist es, wenn an das Gehege ein Freilauf angeschlossen werden kann, der zusätzlichen viel Platz bietet, in dem die Tiere voreinander davon laufen können. Oder das die Vergesellschaftung z.B. in einem Zimmer, auf dem Boden, durchgeführt werden kann.
- Es müssen IMMER viele Versteckmöglichkeiten aufgestellt werden. Enge Wege oder Sackgassen sind zu vermeiden, da sie zum Einengen der Schweinchen führen. Das macht Panik! Sie müssen rennen und ausweichen können. Gemüse, Salat und Leckerchen lenken von Streitigkeiten ab und dürfen großzügig verteilt werden.
Und dann geht es los!!!
Oft ignorieren die Alttiere den Neuankömmling ganz cool, doch plötzlich kommt Leben in die Bude! Die Meerschweinchen beschnüffeln sich am Mäulchen und im Gesicht zur Begrüßung. Mitunter schlagen sie den Kopf hoch und klappern drohend mit den Zähnen, wenn alles "zu nah" wird. Sie haben ein großes Repertoire an Tönen. Es wird gemuckelt, gequietscht und laut gezetert. Der Haremschef, oder auch die ranghohen Tiere, versuchen aufzureiten und so die Dominanz zu beweisen. Lässt der Neuling aufreiten, ist die Rangfolge meist geklärt. Der Bock wird in wahrer Weltmeisterschaftmanier brommseln und den Popo wiegend hin- und her bewegen. Er wird sich seitlich stellen sowie die Nackenhaare aufrichten, um größer zu erscheinen. Mit dem Brommseln zeigt er klar an, wer der Chef im Ring ist.
Es KANN sein, das die Tiere sich jagen und wild anklappern. Meerschweinchen, diese süßen, kuscheligen, Kulleraugenklimperer können wahre Kratzbürsten und Hornkappenkäfer werden und man findet seine Lieblinge plötzlich, ineinander verbissen, einen halben Meter über dem Boden wieder. !!! HIER HEISST ES, RUHE BEWAHREN UND NICHT SOFORT EINGREIFEN !!! Manchmal sieht es schlimmer aus, als es ist. Ein Tackerer in die Lippe oder ein kleiner Riss im Öhrchen sind im Schweinejargon "normal" und meist leidet der Halter mehr als der Fellfreund. Solche Situationen sind zwar die Ausnahme, aber oft zügig geklärt. Greift man zu schnell ein und unterbricht die Tiere, indem man sie trennt, müssen sie beim nächsten Zusammentreffen mit dem Ausfechten der Rangordnung wieder von vorne anfangen. Beobachtet man allerdings durchgängig über die ersten Tage, dass die Tiere sich immerwieder verbeissen und ein Tier Wunden am Rücken und dem Po hat, ist es sinnvoll, zu trennen. Es versteht sich nicht immer jeder mit jedem. Meist ist eine Vergesllschaftung jedoch nach einem Tag mit "dem Gröbsten" durch, nach einer Woche haben sich die Tiere kennengelernt und nach 2 - 3 Wochen sind sie als Gruppe richtig zusamengewachsen.
Und als letztes dieses - SORRY - langen Artikels einige NO-GO's!!! Leider halten sich Gerüchte lang...
- Die "alten" Meerschweinchen nicht mit dem neuen Tier auf den Schoß nehmen und "mal kuscheln" damit sie sich kennenlernen! Vor Schreck fallen die Tiere in Schockstarre!!! Deshalb bleiben sie sitzen!
- Die Tiere NICHT in eine Transportbox setzen, damit sie sich nah kommen und als Gruppe akzeptieren. Und mit ihnen in der Transportbox kein Auto fahren, damit sie "in der Not" zusammenhalten!!!
- Die Tiere zum ersten "Hallo sagen" NICHT Gitter an Gitter stellen, damit sie sich "schon mal sehen"! So steigert sich die Aggression, da sie nicht mit "vollem Körpereinsatz" kommunizieren könnnen.
- Die Meerschweinchen NICHT NIE NIEMALS mit Parfum einsprühen, damit alle gleich riechen. Man beraubt sie eines ihrer wichtigsten Sinne.
Beachtet man diese Dinge, dann hat meist noch jede Vergesellschaftung funktioniert! Gerne stehen wir mit Rat und Tat für die Halter zur Verfügung, geben Tipps und ermuntern zum Durchhalten bei den VG's! ;-) So hat auch unser Patenbub Wilbert sehr schnell das Zepter in die Hand genommen und hat im Gehege die Hosen an. Wie er das gemacht hat, zeigt er uns hier. Diese drei Vermittlungsschweinchen sind seine neuen Damen!
Shy | Kiowa | Noelia |
Zuerst stellte Wilberts Pflegemama Birgit die Neuankömmlinge dem Tierarzt vor und beobachtete sie einige Zeit, ob sie fit sind! Und dann ging es los mit dem Kennenlernen! Obwohl es in Wilberts Bäuchlein manchmal rumpelt, kam das Magenhüpfen diesmal aber von der freudigen Aufregung...
Wilbert: "Zuerst mal der lieben Shy das Näschen beschnüffelt...
... und dann den Mädels gezeigt, wie man nach Futter schaut!"
( * Anmerkung von Wilbert: Sorry, dass wir mit unserem Gerenne alle Einsteu in alle Richtungen explodieren ließen!)
Wilbert: "Und dann hab' ich den Mädels mal meine Regeln gemuigt - hey Kiowa, hör mir zu!!!"
Kiowa: "Ja, mein liebster Wilbi-bert *schmacht*!
Und wer noch ein Plätzchen frei hat und sich zusammen mit seinen Meeris auf Zuwachs freut, der meldet sich! Wir helfen gerne bei der VG!
***Genau-muig*** So ist das! Viel Spaß beim Lesen und bis nächsten Sonntag, wenn es wieder heißt: WwW - Wilbert weiß Warum
Die alten Folgen von WwW können hier nachgelesen werden: Wilbert weiß Warum