Da bin ich. Hallo allerseits! Herzlich Willkommen zur 30. Folge von WwW - Wilbert weiß Warum! Kokzidien
Muig-muig, aus dem Krankenlager ein leises muckeln! Ich habe Euch schon ein paar Wochen kein WwW mehr geschrieben, aber das liegt nur daran, dass ich ganz dolle krank bin! Ich habe etwas falsches gefuttert und das hat meinen Blinddarm schlimmstens verstopft, stellt Euch vor. Au-au, das hat mich aufgebläht wie einen Luftballon, dann bekam ich Durchfall, später ging gar nichts mehr und aus meiner Kuschelrolle wollte ich gar nicht mehr raus. Mit tut mein Bäuchlein sooo weh. Und wer ist schuld: die Kokzidien! Bäääh...
Kokzidien:
Eine durch Kokzidien verursachte Erkrankung, auch Kokzidiose genannt, ist eine durch Einzeller verursachte Protozoeninfektion, die hauptsächlich den Darm, jedoch auch die Leber und Niere befallen kann. Unter einer Protozoeninfektion versteht man das Eindringen von tierischen Einzellern in den Organismus und durch deren starke Vermehrung die entstehende Erkrankung. Soweit die Theorie. Jede Tierart hat unter einem "eigenen" Kokzidienstamm zu leiden und der beim Meerschweinchen auftretende Erreger ist Eimeria caviae.
Nur was machen diese Kokzidien im Meerschweinchen? Dazu ist zusagen, dass im Darm eines gesunden Meerschweinchens immer auch Kokzidien zu finden sind. Doch durch ein geschwächtes Immunsystem, das aktive Eindringen der Erreger über die Nahrung in den Darm, vermehrten Stress oder mangelnde Hygiene kann die Immunabwehr dem Bombardement der Einzeller nicht standhalten.
Man erkennt eine aufblühende Kokzidiose als aufmerksamer Halter sehr schnell:
- Die Tiere sind oft teilnahmslos, sitzen gekrümmt, mit aufgestelltem Fell und kauern
- Stumpfes, strähniges Fell
- Extrem matschiger Kot, bis hin zu wässrigem, auch blutigem Ausfluss! Unförmige Köttel
- Starke Aufgasung
- Verweigerung der Nahrungsaufnahme
- Vermehrtes Pippi machen (Polyurie)
- Das gesamte Gehege, sowie die Tiere selbst, riechen extrem stark, säuerlich und stechend
Eine nicht behandelte Kokzidiose führt bei 40% der Meerschweinchen innerhalb von 2 Wochen ZUM TOD!!!
Kokzidien sind Einzeller, die die Darmzotten zerstören. Das führt dazu, dass die Schweinchen die Nahrung nicht mehr richtig verdauen können und die lebenswichtige Aufnahme von Vitamin C nicht mehr funktioniert. Auch essentielle Nährstoffe werden vom Organismus nicht mehr aufgespalten. Dies führ zu dem heftigen Durchfall. Damit nicht genug, das die Kokzidien sich einnisten - sie produzieren auch weitere "Generationen". Die Eier, genannt Oozysten, werden alle 3-4 Tage von den Kokzidien ausgeschieden. Über den Kot gelangen die Oozysten in das Gehege und können als erneute Ansteckungsherde monatelang überleben. Den Nachweis über Oozysten kann der Tierarzt mittels einer Kotprobe im Flotationsverfahren ermitteln. Dafür muss der Kot über mehrere Tage gesammelt werden, denn Kokzidien allein werden nicht sichtbar, sondern die Oozysten müssen nachgewiesen werden.
Man sieht: Bei der Schwere der Erkrankung UNBEDINGT einen Tierarzt aufsuchen!!!
Jetzt hat das Tier Kokzidien - wie wird man sie wieder los??? Das ist ein sehr schwieriges Thema, denn die Medikation ist nicht einfach! Wir können nur aus unserer Erfahrung sprechen. Viele Tierärzte raten zu einem chemischen Sulfonamidpräparat, denn klassische Antiobiotika haben wenig Nutzen, da sie gegen Bakterien wirken, nicht aber gegen Kokzidien und die Darmflora zusätzlich schädigen. Ein oft verabreichtes Mittel ist das Toltrazuril Baycox. Wir können jedoch an dieser Stelle keine Medikationangaben empfehlen. Jeder Halter sollte hier mit seinem Tierarzt individuell abstimmen, wie die Therapie des Schweinchens aussehen soll.
Wird Baycox verabreicht, dann oral NUR die 5%ige Lösung in EINMALIGER Gabe, abgestimmt auf das Gewicht des Tieres. Die 2,5%ige Lösung ist eine Injektionslösung. Die Erfahrung zeigt, dass UNBEDINGT Mucosa compositum (z.B. von Heel) als Schleimhauschutz mitverabreicht werden MUSS! Leider gibt es nicht viele Wahlmöglichkeiten. Die Darmflora sollte mit Birdbenebac unterstützt und wieder aufgebaut werden, Dimeticon (Albrecht) hilft zum Abgasen und man kann zusätzlich Vit. C geben. Podophyllum als homöopathisches Mittel kann in der Gabe D30 2 x 4 Glubulis am Tag gegen den Durchfall unterstützen und die tägliche Gabe von Thymian und Oregano hilft ebenso gegen die Kokzidien. Zusätzliches Päppeln mit 3 x 10 ml hilft ebenso, den Darm in Schwung zu bringen.
Und nun zur Hygiene:
Der Halter ist jetzt gefordert, die Einsteu täglich zu wechseln und die Matschköttel zu entfernen. Die Tiere sollen unbedingt immer sauberes Heu aus Raufen bekommen und vom Futterteller fressen. KEIN Gemüse im Gehege verteilen und Heu "vom Boden" reichen. Herumliegende Köttel sind erneute Infektionsherde. Mit heißem Wasser die Wassernäpfe spülen. Kuschelsachen können weiter im Gehege bleiben, doch sollen sie täglich gewechselt werden. Holzhäuschen, Weidenbrücken, Korkröhren ebenso sauberhalten, abbrausen oder z.B. mit Bactazol behandeln. Sauberkeit auch um das Gehege hat Priorität, Händewaschen ebenso!
Nach einer überstandenen Kokzidieninfektion sollte der Kot nach 2 Wochen nochmals untersucht werden, um ein erneutes Aufkommen zu erkennen! Denn Kokzidien will hier keiner...
"Hängt die Kokzidie im Darm an der Zotte,
da kriegt das Schweinchen ganz schnell den 'Flotte'!
Und matschige Köttel sind uns ein Graus,
die müssen, aus dem Schwein, schnell wieder heraus!"
***Genau-muig*** So ist das! Viel Spaß beim Lesen und bis nächsten Sonntag, wenn es wieder heißt: WwW - Wilbert weiß Warum!
Die alten Folgen von WwW können hier nachgelesen werden: Wilbert weiß Warum!