Clara
CLARA: Hallo Leute, hier ist eure Clara.
Ihr erinnert euch ja, dass wir in der letzten Folge darüber gesprochen haben, dass es tatsächlich drei verschiedene Pflanzengattungen gibt, die alle Löwenzahn heißen. In der letzten Folge habt ihr ganz viel über den bekannteren Taraxacum-Löwenzahn gelernt. Heute erzählen wir euch von den beiden anderen, nicht so bekannten Löwenzähnen.
TOFFEE: Der erste davon heißt mit botanischem Namen "Leontodon". Das ist griechisch und kommt von Löwe und Zahn.
OSCAR: Manche nennen ihn auch Milchkraut oder Schaftlöwenzahn.
JANE: Dieser Löwenzahn gehört erst mal genau wie der Taraxacum-Löwenzahn von letzter Woche zur Ordnung der Asternartigen, darin zur Familie der Korbblütler und darin zur Unterfamilie der Zichorien. In dieser Unterfamilie gibt es einige verschiedene Gattungen, unter anderem die Gattung Taraxacum-Löwenzahn mit vielen Arten und die Gattung Leontodon-Löwenzahn, die auch viele Arten hat, aber nicht so viele wie der Taraxacum, sondern nur ungefähr 50.
TOFFEE: Wir haben noch nie Leontodon-Löwenzahn gegessen, weil die Mama Kerstin bis vor kurzem noch nicht wusste, dass es ihn gibt und wie er aussieht, schade-MUIG. Und jetzt ist die Saison längst 'rum und im Winter wächst keiner. Aber bald ist wieder Sommer. Ach, wenn das der Henry noch hätte erleben dürfen, wehmütig-MUIG.
Toffee
OSCAR: Also der Leontodon ist auch eine Staude und kommt ein paar Jahre lang jedes Jahr wieder bis er alt ist und meint, dass er sich genug fortgepflanzt hat. Aber er ist hier viel seltener als der Taraxacum-Löwenzahn, weil die meisten Leontodon-Arten in Südeuropa wachsen.
CLARA: Wahrscheinlich ist er deshalb hier nicht so bekannt. Außerdem blühen die meisten Leontodon-Arten nicht im Frühling, sondern eher im Sommer und Herbst und er hat auch viel kleinere Blüten als der Taraxacum.
TOFFEE: Hoffentlich findet die Mama Kerstin dann nächstes Jahr überhaupt welche, wenn die hier so selten sind, besorgt-MUIG.
JANE: Sie wird sich bestimmt Mühe geben. Und wenn hier keine wachsen, schicken wir sie über die Alpen, damit sie uns von dort welche holt.
OSCAR: Ihr erinnert euch, dass der Taraxacum 200 bis 300 kleine Blütenzungen hat, die zusammen eine große Scheinblüte bilden. Der Leontodon hat meistens nur etwa 20 bis 50 kleine Zungenblüten, damit schafft er auch nur eine kleinere Scheinblüte.
Leontodon-Blüte
CLARA: Und wo der Taraxacum immer sein typisches Löwenzahngelb hat, kann der Leontodon nicht nur gelb sein, sondern auch weißlich-hellgelb oder gelb-orange und die äußeren Zungenblüten haben auf der Unterseite oft rötliche oder grünliche Streifen, wie hier auf dem Bild.
Leontodon-Blüte
TOFFEE: Ich bin mal auf den nächsten Herbst gespannt, ob mir die Leontodon-Blüten besser schmecken als die vom Taraxacum. Von dem mag ich nämlich nur die leckeren Blätter, sabber-MUIG, obwohl wir die ganze Pflanze essen dürfen.
JANE: Der Leontodon vermehrt sich jedenfalls nur durch Bestäubung und kann sich nicht wie der Taraxacum selbst klonen. Deshalb gibt es ja auch viel weniger Leontodon-Arten, weil sich Mutationen nicht so leicht durchsetzen, wenn immer die Erbinformationen von zwei Pflanzen gemischt werden.
CLARA: Der Leontodon bildet auch massig Samen, aber weil er viel weniger Zungenblüten hat und jede nur eine Frucht ausbildet, hat er keine so beeindruckende Pusteblume wie der Taraxacum, sondern eher ein puscheliges rundes Pusteköpfchen.
OSCAR: Das liegt auch daran, dass die Flugschirmchen vom Leontodon direkt an der Frucht befestigt sind, während der Taraxacum noch einen Stiel dazwischen hat.
TOFFEE: Der Taraxacum hat also quasi einen Stockschirm und der Leontodon hat nur einen Knirps, hihi-MUIG.
JANE: Du musst Taschenschirm sagen, sonst ist es Schleichwerbung.
TOFFEE: Ist es gar nicht! Jeder weiß, dass Meerschweinchen keine Regenschirme benutzen, aber gerne Löwenzahn essen. Deshalb ist es nur eine Löwenzahnwerbung!
JANE: Meinetwegen-MUIG.
Jane
CLARA: Die Leontodon-Samenkapseln fliegen aber auch ohne langen Stiel am Schirm genauso gut und weit wie die vom Taraxacum.
OSCAR: Er hat auch eine lange Pfahlwurzel, ist aber nicht so wild auf Stickstoff, deshalb steht er nicht so auf den Hunde-Pipi-Plätzen 'rum. Der mag verschiedene Böden, je nachdem, welcher Art er angehört.
TOFFEE: Jedenfalls wachsen die Blätter vom Leontodon genauso in einer runden Rosette aus dem Boden wie die vom Taraxacum und sie haben auch genau so zahnige Blätter.
JANE: Gezähnte Blätter, korrigier-MUIG.
TOFFEE: Na, das ist ja wohl dasselbe!
JANE: Botanisch sagt man aber gezähnt.
TOFFEE: Naja, jedenfalls sehen die Blätter aus wie ein Zahnraffelgebiss.
OSCAR: Aber oft sind die Blätter viel schmaler und stärker eingekerbt als beim Taraxacum und die meisten Arten vom Leontodon haben behaarte oder sogar richtig borstige Blätter.
Leontodon-Blatt
CLARA: Deshalb haben viele Leontodon-Arten auch so Namen wie "Steifhaariger Löwenzahn" oder "Raues Milchkraut". Die kribbeln bestimmt auf der Zunge beim essen, frrrrr-MUIG.
TOFFEE: So, und jetzt passt auf:
Der bei uns bekannteste Leontodon ist der Herbstlöwenzahn, der heißt schon ewig auf botanisch "Leontodon autumnalis". Aber dann haben die Zweibeiner beim Vergleichen der Leontodon-Arten festgestellt, dass alle Leontodons unverzweigte Stängel haben mit nur einer Blüte oben drauf, bloß der Herbstlöwenzahn hat verzweigte Stängel mit je einer Blüte pro Verästelung, so dass da an einem Stängel mehrere Blüten sitzen. Also haben die Zweibeiner entschieden, dass der Herbstlöwenzahn jetzt botanisch gar kein Leontodon mehr ist, sondern einer noch anderen Gattung der Zichorien angehört, die heißt Spotz... Schoz... Scorz... (Knoten-in-der-Zunge-MUIG).
Herbstlöwenzahn
JANE: "Scorzoneroides". Das ist auch eine eigene Gattung innerhalb der Unterfamilie der Zichorien, also die dritte Pflanzengattung mit Löwenzähnen. Die nennt man auch Schuppenlöwenzähne. Und der Herbstlöwenzahn ist jetzt neuerdings nicht mehr die Art "Leontodon autumnalis", sondern die Art "Scorzoneroides autumnalis". Bei den Scorzoneroiden gibt es auch ein paar verschiedene Arten, z.B. neben dem Herbst(schuppen)löwenzahn auch noch den Alpenschuppenlöwenzahn.
TOFFEE: Mann, ist das kompliziert, stöhn-MUIG.
JANE: So sind die Zweibeiner. Aber das kannst du sofort wieder vergessen. Wichtig sind bei allen Pflanzen nur zwei Kriterien:
Giftig, dann weg damit.
Oder ungiftig, dann her damit.
Und bei den ungiftigen gilt noch:
Schmeckt gut, dann reichlich davon.
Oder schmeckt nicht, dann liegen lassen.
Jedenfalls sind alle Löwenzähne essbar, egal welcher botanischen Gattung sie angehören. So-ist-das-MUIG.
Oscar
OSCAR: Aber die Leontodons und der Herbstlöwenzahn sind sich untereinander schon auch sehr ähnlich. Beide haben den typischen weißen Milchsaft, den auch der Taraxacum-Löwenzahn hat. Bloß hohle Stängel haben sie nicht, sondern sind mit einem Mark gefüllt.
CLARA: Die Leontodons und der Herbstlöwenzahn können 10 bis 80 cm hoch werden.
JANE: Aber sie sind keine Arzneipflanzen wie der Taraxacum. Bloß Futterpflanzen und auch gut für die Bienen.
TOFFEE: Der Herbstlöwenzahn kriegt aber keine richtig schöne weiße Pusteblume. Die sieht eher ein bisschen bräunlich und stachelig aus. Mehr wie eine pieksige Dornenkrone. Die Früchte sind ein bisschen gelblich mit gefiederten Härchen.
CLARA: Die verschiedenen Löwenzähne unterscheiden sich aber auch schon vor der Blüte. Beim Taraxacum und beim Herbstlöwenzahn stehen die Stängel mit den Knospen dran so aufrecht wie Soldaten und die Knospenspitzen zeigen nach oben, salutier-MUIG.
OSCAR: Genau. Und den Leontodon erkennt man daran, dass er bevor er aufblüht die Knospen so hängen lässt wie der Lesearm von der Wohnzimmerlampe unserer Mama Kerstin. Die Stängel sind also ganz gebeugt und die Knospen schauen nach schräg unten und stellen sich erst aufrecht, wenn sie aufblühen.
Leontodonknospen-Lesearm
JANE: Außerdem muss man beim Unterscheiden der ganzen Löwenzähne auf die Hüllblätter achten. Das sind die kleinen grünen Blätter, die oben am Stiel außen um den Blütenkorb wachsen. Beim Herbstlöwenzahn und beim Leontodon stehen diese Hüllblätter ganz gerade nach oben, aber beim Taraxacum sind sie immer umgebogen und schauen nach unten. Das sieht man hier auf den Bildern.
Taraxacum-Löwenzahn Herbstlöwenzahn
TOFFEE: So. Jetzt habt ihr ganz viele Unterscheidungsmerkmale gelernt, um auch die Pflanzen als Löwenzahn zu erkennen, von denen ihr bisher nicht wusstet, dass sie auch Löwenzähne sind.
OSCAR: Eure Meeris werden es euch danken, wenn ihr die vom Spaziergang mitbringt und so den Speiseplan bereichert.
CLARA: Und irgendwann demnächst, aber nicht gleich nächste Woche, weil wir jetzt erst mal genug haben von all der Botanik, beschreiben wir euch noch den sogenannten "Riesenlöwenzahn" und zeigen euch ein paar Pflanzen, die man mit den ganzen Taraxacum- und Leontodon- und Spotzofonie-Löwenzähnen leicht verwechseln kann.
JANE: "SCORZONEROIDES"!!!
CLARA: Sag' ich doch!
JANE: Ich halt's nicht aus, stöhn-MUIG.
Keeeeerstiiiiiiinnnn, quiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeek....
KERSTIN-ZWEIBEIN: Hallo ihr Süßen. Ich hab' wieder dreimal Gurke für die Mädels und einmal Möhre für den Herrn, hier bitte.
OSCAR: Oh fein, lecker.
CLARA: Kann ich heut' auch Möhre haben?
KERSTIN-ZWEIBEIN: Die Küche sagt, Abweichungen von Gurke gibt's nur noch nach eintägiger Vorbestellung.
CLARA: Na gut, Gurke ist auch fein.
JANE: Danke. Also tschüss dann, mampf schmatz, bis nächste Woche...
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