Henry & Co.: Was bisher geschah....
Folge 1: Die Katastrophe |
HENRY: Hallo Leute, hier bin ich wieder, euer Henry.
Wisst ihr noch, letzte Woche habe ich euch erzählt, wie die Kerstin eines Abends Röschen mit heim gebracht hat, das süße rothaarige Meerimädel. Da war ich gerade eine gute Woche kastriert, deshalb durften wir noch nicht zusammen wohnen, sondern wir hatten jeder einen eigenen Kaufkäfig, die standen so nah nebeneinander, dass wir uns sehen und miteinander erzählen konnten, aber zusammenziehen war noch nicht. Dabei hätte ich ihr sofort den besten Kuschelplatz in meinem Käfig überlassen.
CLARA: Ich glaub' es nicht, ein Kavalier! Das müssten WIR mal erleben.
TOFFEE: Zu mir ist der Henry auch immer ganz süß. Du bist halt oft so frech, dann muss er dich anmoppern.
HENRY: Aber in der ersten Nacht hörte ich schon, dass es der Kleinen nicht gut ging. Sie hat ganz schwer geatmet und gegen Morgen fing sie an zu husten und zu niesen. Als die Kerstin morgens aufstand war klar, dass Röschen eine schwere Erkältung hatte.
JANE: Das ist gar nicht gut. Da kann ganz schnell eine Lungenentzündung draus werden. Besorgt-MUIG. Die arme kleine Maus.
Jane
HENRY: Die Kerstin war auch total entsetzt. Sie hat sofort die Kleine eingepackt und ist zur Weißkittel-Frau gefahren. Die hörte auch sofort, dass es richtig rasselte in der Kleinen beim Atmen. Sie hat sich das Röschen ans Ohr gehalten wie ein Handy und sagte, das sei schon so deutlich, dass man eigentlich gar nicht mehr mit diesem Lauschgerät abhören müsste. Das hat sie dann aber trotzdem gemacht. Röschen bekam dann eine Spritze und sie hat die Tierärztin sehr empört angequiekt. Das war nicht die Art Behandlung, die sich sich als junge Dame vorstellte.
Die Mama Kerstin hat sich große Vorwürfe gemacht, weil Röschen krank war. Aber die Weißkittel-Frau sagte, da könne sie nichts dafür. Das könne einfach der Stress durch den Umzug gewesen sein, sowas könne das Immunsystem eines zarten Schweinchens schon ankratzen. Aber die Kerstin hat immer mit der schlechten Zucht gehadert, aus der sie Röschen geholt hat. Sie hat dann eine ganze Tüte voll Medikamente mitbekommen und Päppelbrei und Bird Bene-Bac und dann bekam sie die Rechnung dazu und da hat dann die Kerstin ein bisschen gequiekt, weil die Behandlung teurer war als das, was sie für Röschen bezahlt hat.
JANE: Das ist das Problem. Meerschweinchen werden viel zu billig verkauft. Wenn schon eine kleine Tierarztbehandlung mehr kostet als ein neues Schweinchen, kommen viele Menschen auf ganz dumme Gedanken.
HENRY: Genau das ist der Kerstin in dem Moment auch klar geworden und sie dachte an die vielen armen Meeris, die gar nicht erst zum Tierarzt gebracht werden, wenn sie krank sind.
JANE: Das ganze System ist krank. Kleine Tiere sollten genau so viel kosten wie große Tiere. Schließlich haben wir alle eine Seele und alle Seelen sind gleich groß. So ist das. MUIG.
Clara
CLARA: Man sollte überhaupt keine Tiere verkaufen dürfen. Ich kaufe mir ja auch keinen Menschen.
JANE: Die würde ja auch keiner halten wollen. Die brauchen furchtbar viel Platz, sind wahnsinnig anspruchsvoll, fressen einem die Haare vom Kopf, machen ganz viel Müll und sind auch noch zänkisch untereinander. Von denen ein harmonierendes Pärchen zusammenzustellen, ist echt schwierig.
TOFFEE: Aber die Kerstin hat bestimmt nicht über ein neues Meeri nachgedacht. Die würde uns doch immer zur Weißkittel-Frau bringen, wenn wir krank sind.
HENRY: Na klar, die Mackenzie braucht ja auch dauernd teure Medis und die Kerstin hat mal gesagt, eher verkauft sie das Auto als dass wir Tiere nicht so gut versorgt werden, wie sie nur kann.
CLARA: Als Meerschweinchen geboren zu werden ist ein ganz schön großes Risiko. Es ist reiner Zufall, ob man ein gutes Zuhause findet oder sein Leben lang eingepfercht in einem kleinen Käfig nur rumsitzt.
JANE: Aber die Menschen haben auch gute Sachen für uns Meeris erfunden.
CLARA: Ach?!
JANE: Ja, Kuschelsachen.
Toffee
TOFFEE: Oh ja, unsere Kuschelbettchen und Kuschelrollen und Kuschelsäcke und Kuschelhöhlen und...
HENRY: Ich würd' dann ja ganz gerne mal weiter erzählen.
Also, die Kerstin kam dann mit dem Röschen wieder nach Hause und hat erstmal ihren Käfig in ein Nebenzimmer gestellt, weil die Weißkittel-Frau sagte, das sei besser, damit ich mich nicht anstecke. Und da war's dann schon wieder vorbei mit der Gesellschaft.
Röschen musste dann tagelang ihre Medis einnehmen und fünfmal am Tag gepäppelt werden. Dafür ist die Kerstin extra zweimal am Tag zwischendurch von der Arbeit heimgekommen. Das war vielleicht ein Kampf jedes Mal, weil Röschen überhaupt keine Lust hatte, gepäppelt zu werden.
TOFFEE: Warum? Schmeckt Päppelbrei nicht?
HENRY: Keine Ahnung. Ich hatte noch nie welchen. Ich glaube, der ist ganz OK. Röschen hat sich auch nicht über den Brei beschwert, nur über die Spritze. Sie wollte nämlich das Mäulchen auf gar keinen Fall aufmachen. Sie hat die Spritze immer mit den Vorderfüßchen weggetreten und war so wriggelig, dass die Kerstin sie zum Päppeln in ein Tuch wickeln musste, aus dem oben nur der Kopf rausguckte. Aber das Röschen hat es immer wieder geschafft, oben noch ein Füßchen mit rauszuquetschen und sich zu winden wie ein Aal, so dass die Kerstin sie kaum festhalten konnte.
Röschen
HENRY: Aber nach dem Päppeln gab es dann immer noch ein bisschen Bird Bene-Bac aus einer kleinen Tube. Das muss richtig lecker sein, weil das Röschen total auf das Zeug abfuhr. Sobald die Kerstin die Spritze weglegte und nach der Tube griff, hat Röschen vorne in das Rüsselchen von der Tube gebissen und hat ganz festgehalten und ganz fest gesaugt. Beim ersten Mal hat sie direkt die Plastikspitze von der Tube vorne mit abgebissen als die Kerstin die Tube wegzog. Da war die Kerstin ganz entsetzt, weil sie dachte, Röschen hätte die Spitze mitgegessen, weil vorne ein ganzes Stück fehlte. Das hatte die Kleine aber ausgespuckt.
TOFFEE: Ich möchte zu gerne wissen, wie das schmeckt.
JANE: Das musst du nicht wissen. Das ist nur für kranke Schweinchen. Sei froh, dass du das nicht brauchst.
HENRY: Röschen hat sich überhaupt nicht unterkriegen lassen von der Erkältung. Obwohl es ihr echt schlecht ging, war sie immer gut gelaunt und optimistisch. Und nach einer Weile war sie endlich wieder gesund und sie durfte mit ihrem Käfig wieder neben mich ziehen. Da war ich sehr sehr froh, aber trotzdem waren wir ja immer noch so weit voneinander weg.
Was wir nicht wußten war, dass die Kerstin schon wochenlang in jeder freien Minute an einem neuen Haus für uns beide baute. Ein echter Eigenbau, in den wir dann gemeinsam einziehen sollten, wenn meine Kastrationsfrist vorbei war. Und das waren jetzt nur noch ein paar Tage.
Henry
HENRY: Aber davon erzähle ich dann nächstes Mal. Jetzt brauche ich wieder eine kleine Erfrischung und dann ein Nickerchen.
Du, Kerstin, krieg' ich eine Gurkenscheibe?
KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar, Henry.
MÄDELS-CHOR: Wir auch, wir auch?!
KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar, meine Süßen.
HENRY: Also tschüss dann, mjamm schmatz, bis nächste Woche…
..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....