Im Dezember 2013 erhielt ich einen Anruf von unserer 2ten Vorsitzenden, dass sie ein Plätzchen für ein sehr krankes Böckchen mit viel Lebenswillen sucht, da er im Tierheim keine Chance auf Vermittlung hätte. Ein dauerhaftes Plätzchen hatte ich zwar nicht zu bieten, aber dafür einen Übergangsplatz, bis man einen anderen Patenplatz gefunden hätte. Und so zog am 10.01.2014 das Zahnschweinchen Leonard bei mir ein --- und blieb.
Leonard war eines der Schweine, welche nie aufgaben, welche jeden Tag mit neuer Kraft und Lebensfreude begannen. Der sich über jede Neuerung und Verbesserung freute, sich kraulen ließ und auf einen reagierten. Ja, der kleine Leonard war ein Zahnschwein. Ja, wir waren, vor allem am Anfang sehr oft beim Tierarzt, bis man wusste, dass man ihm nicht mehr helfen konnte. Ja, er wurde zweimal am Tag herausgeholt und bekam Medis, welche sehr teuer gewesen sind und der Abszess wurde gesäubert, was auch nicht immer angenehm war. Manchmal eiterte es weniger, manchmal sehr viel, manchmal klebte es extrem fest und es dauerte, bis man alles abgelöst hatte, manchmal war es blutverschmiert. Manchmal trat ein zweiter Abszess auf oder die Schmerzen im Kiefer wurden etwas stärker so, dass das Fressen manchmal schwergefallen ist und er somit zusätzlich auch zugefüttert wurde. Auch mussten die Füßchen täglich eingeschmiert werden, da diese durch die Ballenabszesse immer etwas rot gewesen sind.
Jeder Tag wurde neu gelost, nie wusste man genau, was auf einen zukommen wird. Ja, es war manchmal sehr schwierig, die Sorgen, die Tränen und auch die Angst um ihn. Ja, man geht Vollzeit arbeiten, hat Familie, weitere viele Tiere und weitere Verpflichtungen, auch im Tierschutzverein. Ja, man ist oftmals übermüdet und fragt sich auch manchmal, warum man sich so sehr für alles aufopfert. Doch ein Blick in diese voller Leben und Freude strotzenden Knopfaugen genügte um zu wissen, dass man das Richtige macht. Jedes Rufen, jedes Mitkämpfen von ihm gab einem die Kraft weiter zu machen. Obwohl das Säubern des Abszesses bestimmt nicht immer ganz angenehm war, hob er freiwillig den Kopf an, dass man gut dran kam. Die Mischung des Päppelbreis wurde von ihm täglich neu bewertet, ob die Mischung aus den möglichen vier Päppelsorten mit dem Babybrei auch seinen Geschmack traf. Er wurde nie zu etwas gezwungen, sondern half aktiv mit, dass man ihn umsorgen konnte. Die Liebe zu diesem besonderen Tier kann man kaum in Worte fassen. Er zog nie in eine andere Patenstelle um, sondern unser Kassier, Thomas, baute das Gehege um, so, dass er bleiben konnte. Ich hätte ihn nicht mehr weggeben können.
Doch dann kam am 19.02.2015 der zweite Anruf, diesmal von ganz oben. Auch hier wurde ein Plätzchen für ein ganz besonderes Schweinchen frei und es war Zeit für Leonard, seinen Platz zu wechseln. Sein Kieferknochen schwoll durch die chronische Entzündung immer weiter an, auch löste sich dieser teilweise auf. Wir wussten, dass es eine Frage der Zeit war. Solange er die Lebensqualität besaß, solange die gute Zeit um ein vielfaches überwog, konnten wir zusammen kämpfen. Doch die Schmerzen wurden stärker und gingen nicht mehr. Als ich dies sah wusste ich, dass er jetzt doch noch umziehen muss, ein letztes Mal und ließ ihn gehen.
Mein kleiner Sonnenschein. Ich hoffe, dass du gut angekommen bist. Ich danke dir, dass ich dich ein stückweit deines Weges begleiten durfte.
Auch wenn der zweite Anruf sehr schmerzhaft war, würde ich den Ersten immer wieder entgegen nehmen. Wir werden dich vermissen.
Deine Pflegemama & Shamy