Babys?   Einmal Babys bekommen.

Diese Frage ist schnell gestellt und eigentlich auch leicht umzusetzen. Man setzt ein Weibchen und ein Männchen zusammen und ca. 68 Tage später erblicken süße Meerschweinchenbabys das Licht der Welt.

So leicht wie gerade geschrieben ist es aber nicht, wenn man einige wichtige Aspekte beachtet. Ein gewisses Alter und auch Gewicht sollte schon erreicht sein und auch zu alt darf ein Tier nicht sein. Genauso sollte nicht jedes Tier verpaart werden und manche Tiere dürfen überhaupt nicht zusammen kommen.

Alter und Gewicht

Meerschweinchenweibchen werden mit 3 Wochen geschlechtsreif, Böcke mit ca. 6 Wochen bzw. ab 250-300g. Geschlechtsreife bedeutet aber noch lange nicht Zuchtreife. Ein 3 Wochen altes Weibchen ist nicht reif genug um wirklich schwanger sein zu dürfen. Es ist noch im Wachstum und kann durch eine Schwangerschaft daran gehindert werden und auch die Lebenserwartung des Tieres kann sich dadurch verringern. Ein Weibchen sollte daher erst mit einem Alter von 6-7 Monaten zum ersten Mal verpaart werden, dabei sollte ein Mindestgewicht von 600-700g erreicht sein. Ein Gewicht von 1000g darf dabei aber nicht überschritten werden, die Tiere sind mit diesem Gewicht meist zu fett und können bei einer Schwangerschaft schnell einer Schwangerschaftstoxikose zum Opfer fallen. Ist das Weibchen schon über 1 Jahr alt und hatte bis dahin noch keine Geburt hinter sich gebracht, sollte von einer Schwangerschaft abgesehen werden. Die Beckenknochen sind mittlerweile versteift und die Jungen könnten bei der Geburt im Geburtskanal stecken bleiben, da sich dieser nicht mehr ausdehnen kann. Das kann zum Tod von Mutter und Jungen führen.

Auch die Böcke sollten nicht zu früh zum Decken eingesetzt werden, hier aber um ihren Charakter zu festigen. Ist das Weibchen nämlich deutlich älter und auch schwerer als der Bock, kann sie ihn einschüchtern und er könnte dadurch für immer verstockt bleiben.

 Stammbaum und Erbkrankheiten

Unter einem Stammbaum versteht man einen Abstammungsnachweis des Tieres. Darin sind neben dem Geburtsdatum, Geburtsgewicht usw. auch die Elterntiere, Großeltern usw. mit Farbe und Rasse vermerkt. Nur wenn die Tiere, mit denen man Nachwuchs haben möchte einen Stammbaum haben, kann eine Verpaarung in Betracht gezogen werden. Hat man Tiere aus Zoohandlungen, sollte nicht an eine Verpaarung gedacht werden, da nichts von den Tieren bekannt ist. Diese könnten miteinander verwandt sein oder sind schon durch Inzuchtdegeneration vorbelastet. Es könnten Erbkrankheiten versteckt sein und bei Tieren mit Weißanteil im Fell, kann es sich um „versteckte“ Schimmel oder Dalmatiner handeln.

Aber fangen wir einfach von vorne an. Oft wissen Zoohandlungen nicht wie weit nun die einzelnen Tiere die sie bekommen, miteinander verwandt sind. Inzucht bei gesunden Tieren ist bei Meerschweinchen eigentlich kein Problem. Bei vorbelasteten Tieren kommen durch Inzucht Krankheiten verstärkt zu Tage und die Jungen können zeitlebens sehr kränklich sein oder sie sind gar nicht lebensfähig. http://www.diebrain.de/morpheus.html

Ebenfalls gibt es eine ganze Reihe von Erbkrankheiten die zwar bei den Eltern nicht zu sehen sind, aber an die Jungen weiter gegeben werden könnten. Fettauge, Rolllid und Polydaktylie sind nur einige davon. Auch wenn ihnen der Tierarzt sagt, dass ihre Tiere gesund sind, hat das nichts mit vererbbaren Krankheiten zu tun, diese sind für keinen Tierarzt sichtbar!

Nun zu einer Rasse mit welcher ebenfalls nicht gezüchtet werden sollte, da es doch hier noch einige Unklarheiten gibt. Die Rasse Satin war eine ganze Weile eine begehrte Moderasse, dadurch wurde sie auch von vielen Menschen gezüchtet, die keine Ahnung von der Zucht an sich hatten, es kam zu massiver Inzucht um schnell Erfolge zu erzielen. Dabei tauchte die Krankheit Osteodystropie auf. Tritt bei einem Tier diese Krankheit auf, bleibt es nur noch das Tier zu erlösen, da es dafür noch keine Heilungsmöglichkeiten gibt und man dem Tier damit unnötige Schmerzen erspart. Da  nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob das eigene Satintier aus einer OD-freien Linie stammt, oder doch aus einer kranken, ist es wirklich sinnvoll, dieses Risiko nicht einzugehen.

Zuletzt möchte ich hier noch auf die Problematik der Schimmel- bzw. Dalmatiner-Verpaarungen eingehen. An die Zeichnung Schimmel bzw. Dalmatiner ist immer ein Letal-Gen gekoppelt. Das bedeutet würde man zwei Tiere mit dieser Zeichnung verpaaren, würden zu 25% missgebildete Jungen (Letal White- Babys) entstehen. Viele sterben schon im Mutterleib ab oder sterben kurz nach der Geburt. Diejenigen die überleben sind stark behindert, sie sind blind und taub, es kann zu Zahnfehlstellungen oder gänzlichem Fehlen von Zähnen kommen.

Bei Tieren unbekannter Herkunft ist es meist nicht ersichtlich ob es sich hier nun um eine Schimmel- oder Dalmatinerzeichnung handelt. Deswegen darf mit Tieren, welche auch nur ein weißes Haar am Körper haben, nicht vermehrt werden. Das Risiko für die ungeborenen Jungen ist viel zu hoch.

 Geburtskomplikationen und Toxikosen

Hat man passende Tiere gefunden, welche von Alter und Stammbaum miteinander verpaart werden können, ist dies noch lange keine Garantie für eine reibungslose Schwangerschaft und eine normale Geburt.

Schwangerschaftstoxikosen können auch bei normalgewichtigen Weibchen auftreten, Früh- und Fehlgeburten sind möglich, welche auch sehr blutig ablaufen können. Wenn Sie Ihre Kinder gerne an einer Meerschweinchengeburt und Aufzucht teilhaben lassen möchten, dann besteht eben die Möglichkeit, dass Ihr Kind, die blutigen Klumpen, tote oder angefressene Babys zuerst sieht. Möchten Sie dies? (Vorsicht! Bild von einem angefressenen Baby *klick*)

Ebenso können erhebliche Kosten auf den Halter zukommen, wenn Kaiserschnitte nötig werden oder Behandlungen bei einer auftretenden Toxikose.

Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass das Weibchen durch eine Toxikose stirbt oder bei der Geburt, wenn sie die Babys nicht herauspressen kann oder die Gebärmutter mit herauspresst. Meist ist man bei der Geburt nicht dabei und in solchen Situationen müsste schnell gehandelt werden, um dem schwangeren Weibchen noch helfen zu können.

 Es besteht also die Frage, muss man das Leben des Weibchens aufs Spiel setzen, weil man einmal Junge haben möchte?

 Wohin mit den Jungen?

Diese Frage sollte man sich vor der eigentlichen Verpaarung stellen. Kann man diese behalten? Oder muss man sie abgeben? Muss man sich leider für das Abgeben entscheiden, ist hier gleich zu sagen, dass Zoohandlungen und Tierheime keine Alternative sind. Dann sollte besser auf Nachwuchs verzichtet werden.

Ein schönes Zuhause sollte gesucht und dieses dann auch überprüft werden, damit es den Jungen auch auf Lebzeiten gut ergehen kann. Am besten ist es mit den neuen Besitzern immer einen Schutzvertrag mit angeschlossener Schutzgebühr zu vereinbaren.

Ganz zum Schluss und diese Frage stellt sich auch aus Sicht des Tierschutzes, muss weiterer Nachwuchs produziert werden? Schaut man sich die vollen Tierheime und Notstationen und die Menge an großen Notfällen an, welche immer mehr werden, dann sollte man sich wirklich sehr genau überlegen, ob man doch Nachwuchs haben möchte.

Wie nun ersichtlich wurde, ist zwar eine Verpaarung schnell durchgeführt, aber es ist auch mit einigen Konsequenzen zu rechnen. Möchte man also, dass es dem Muttertier und den Jungen gut geht, sind viele Faktoren zu beachten. Ich hoffe, wir konnten Ihnen hier einige wichtige Informationen mitgeben.

 Gute weiterführende Internetseiten:

 http://www.das-huehnchen.de/ Das Leben eines Letal-White-Babys

 

 

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