Lepida kam im August letzten Jahres zu uns in den Verein, da die Haltung aus privaten Gründen beendet werden musste. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon stolze 7,5+ Jahre alt, daher durfte sie sofort auf ihren Altersruhesitz in der Patentierpflegestelle Kehl ziehen.
Hier angekommen wurde die Maus erst einmal gegen Milben behandelt, die als "blinde Passagiere" mitgekommen waren. Auch fiel gleich ihr schlechtes Gangbild auf, sie war ganz steifbeinig, hatte fortgeschrittene Arthrose. Ein Besuch beim Tierarzt ergab ausserdem, dass sie einen recht grossen Blasenstein hatte, der bereits am Ausgang sass, aber aufgrund der Grösse nicht von alleine abgehen konnte. So wurde die Maus direkt sediert und der Stein ausmassiert. Zunächst erholte sie sich in Rekordzeit von der Sedierung, mümmelte quietschvergnügt Heu, so dass ihre Pflegemama sie schon sehr bald wieder von der Praxis abholen konnte. Doch sie waren kaum eine halbe Stunde Zuhause, versagte Lepida´s Kreislauf, also ging es wieder zurück zum TA, dort erhielt sie Infusionen und bald ging es ihr wieder gut, so dass sie auch wieder nach Hause konnte. Bereits am nächsten Morgen war sie wieder fit wie ein Turnschuh und hatte ordentlich Appetit, sie war wieder ganz die Alte.
 
Den Rest des vergangenen Jahres liess es sich Lepida dann auch so richtig gutgehen, sie genoss ihre Zeit und fühlte sich so richtig wohl. Wenn es Leckerlis gab, kam sie immer ganz freudig angelaufen und holte sie sich gerne ab, auch entwickelte sie sich zur Bettel-Meisterin und empfing ihre Pflegemama immer schon vorne am Gehegerand. Sie genoss das Gruppenleben, bewegte sich ausreichend, was ihrer Arthrose zuträglich war. Auch war sie ja ein Leichtgewicht im unteren 700g-Bereich als sie ankam, durch gute Fütterung und Extra-Zuwendungen pendelte sie sich letztlich auf knapp 800g ein. Lepida war eine Teddy-Dame und hatte wie es für diese Rasse typisch ist, sehr schuppige Haut, doch auch diese wurde gut gepflegt. So ging es ihr also wie geschrieben alles in allem sehr gut. In dem Herrn der Gruppe, Patenböckchen Luis, hatte Lepida auch in ihrem reifen Alter noch einen glühenden Verehrer gefunden, er mochte immer gerne in ihrer Nähe sein.
 
Ab dem März 2020 begann die liebe Maus jedoch abzubauen und sie verlor Gewicht. Lepida hatte immer einen enormen Appetit, doch mit der Zeit blieb einfach nichts mehr hängen. Sie wurde selbstverständlich auch ordentlich zugefüttert. Bei einem Tierarztbesuch sah man im Röntgen auch den Grund: Lepida hatte bereits stark verästelte Tumore in der Lunge, die für den Energieverlust sorgten und "mitfrassen". Ein paar Tage vor dem 27.06. begann sie weniger zu Fressen, sie wurde schwächer - allerdings nur ihr Körper, ihr Lebenswillen war fest und ungebrochen. Das machte auch das was kam unerträglich schwer: am 27.06. dann sah man ihr an, dass ihr Körper einfach nicht mehr konnte, sie war unheimlich schwach und entkräftet, einzig ihr eiserner Willen hielt sie noch auf den Beinen. Jedoch wäre sie bald vor Erschöpfung zusammengebrochen und auch sollte ihr ein Ersticken erspart bleiben, so entschied die Pflegemama zusammen mit dem behandelnden TA, Lepida sanft entschlafen zu lassen, das war an der Stelle das Einzigste, was man noch für die liebe Maus tun konnte.
Diese Entscheidung war unheimlich schwer und der Nachgeschmack sehr bitter, da Lepida eigentlich bis zum Schluss noch leben wollte, der Geist war willig, aber der Körper nicht. Ihr Körperchen war ausgezehrt, der Krebs hatte Überhand genommen, alles was noch gekommen wäre, wäre eine unheimliche Qual gewesen. So war die Entscheidung die richtige, aber dieses Bewusstsein macht es dennoch nicht leichter.

Wir sind von ganzem Herzen traurig über diesen Verlust, Lepida war eine so herzige, völlig unkomplizierte und so lebensbejahende Schweinedame. Wir sind sehr froh, dass wir sie noch ein knappes Jahr (10 Monate) ihres Lebens begleiten und mit ihr ihren 8. Geburtstag feiern durften.
 
Ihre Pflegemama möchte sich noch mit folgendem Text von der süßen Lepida verabschieden:
 
"Meine kleine Lepida… Ich überlege und überlege, was ich über dich schreiben kann und frage mich dabei, welche Worte ich denn überhaupt aufs Papier bringen kann, die dir überhaupt gerecht werden. Die Antwort lautet: es gibt keine.
Ich wünschte, ich könnte allen Lesern dieser Zeilen beschreiben, was für ein unglaublich tolles kleines Wesen du warst, das mich von der ersten Sekunde an sofort um den Finger gewickelt hatte. Du warst klein und gebrechlich und übersät mit Baustellen, was einem schon von vorne herein wieder sofort das Herz gebrochen hat . Und dennoch war dein Blick klar und freundlich und hoffnungsvoll.
Dir schien es fast schon egal, womit du dich quälen musstest. Der volle Futternapf und ordentlich Leckereien war so ziemlich alles, was bei dir Priorität hatte. Sogar deinen Verehrer Luis hattest du vorerst für das Buffet abserviert. Und du hast gestrahlt und die Äuglein haben geblitzt, egal wann und wie oft die Leckerchen-Dose geklappert hat.
Alle Behandlungen hast du dich über dich ergehen lassen und hast danach als Belohnung natürlich sofort wieder einen Snack verlangt. Die Einrichtung hat unter deinen winzigen Zähnen gelitten, wenn ich nicht schnell genug die Knabberei rüber gereicht habe.
Auch bei dir war von Anfang an klar, dass es wieder nur Monate sein würden, die wir zusammen haben würden und das hat mich vom ersten Tag an fertig gemacht. Dein Lebenswillen war so unfassbar stark, dass es mir immer noch unverständlich ist, weshalb Mutter Natur dich so schnell wieder zu sich gerufen hat...
Dein letzter Tag hat mir das Herz gebrochen weil ich die Entscheidung treffen musste, vor der man sich als Patenstelle am meisten fürchtet: der letzte Gang zum Tierarzt.
Ich wollte nicht hin und du genauso wenig, allerdings hing dein Leben mit knappen 520 Gramm bereits am seidenen Faden und es ging dir schlecht. Keinerlei Behandlungsmöglichkeiten hatten mehr angeschlagen... Ich wollte dir Schmerzen ersparen und habe deine nun auf mich übertragen. Du warst so schwach und hattest dennoch einen unbeschreiblichen Lebenswillen. Du wolltest LEBEN und ich musste mich dagegen entscheiden. Ich hätte dir in den nächsten Tagen beim Sterben zusehen müssen und das hättest du nicht verdient.
Du hast dich mit allerletzter Kraft gegen die Spritze gewehrt und auch danach wollte dein Herz nicht aufhören zu schlagen. Drei weitere Spritzen später hast auch du dann nachgegeben und bist über die Regenbogenbrücke gegangen.
Jede dieser Sekunden, in denen sich dein Herz gewehrt hatte, Abschied zu nehmen, haben mich innerlich zerrissen. Mir war schlecht, ich habe geweint und mich selbst jede Sekunde mehr für diese Entscheidung gehasst. Der Verstand wusste, was zu tun war, da ich bereits viele auf ihrem letzten Weg begleitet hatte und wusste, was kommen würde, wenn ich die Entscheidung nicht treffen würde. Aber dennoch hat es sich so falsch angefühlt, obwohl niemand mehr helfen und deine Krankheiten lindern konnte.

Ich weiß bis heute nicht ob es richtig war. Der Verstand weiß es. Das Herz widerspricht.
Du wolltest nicht gehen... Und es tut mir so unendlich leid dass ich diese Entscheidung treffen musste. Ich vermisse dich. Jeden einzelnen Tag.

Ich wünschte mir, Tierschutz wäre mit weniger Leid verbunden. Aber dann bräuchte es keinen Tierschutz. Denn dafür sind wir da. Leid lindern, in vielfältigster Weise, auch wenn man selbst dabei mehr und mehr Leid auf sich nehmen muss. In diesen Momenten fragt man sich immer wieder, ob man das noch länger erträgt. Und die Antwort lautet: ja, weil man es für andere tut.

Strahlende Äuglein. Dafür tut man es. Dafür und nur dafür.
 
Liebe Lepida, meine kleine Lulu, ich hoffe du kannst die Entscheidung nachvollziehen und weißt dennoch, wie sehr ich dich lieb habe und dich vermisse. Komm gut an und grüße die anderen von mir. Du wirst unvergessen bleiben.

Deine Pflegemama"
 
 
Die Liebe ist stärker als der Tod und die Schrecken des Todes.
Allein die Liebe erhält und bewegt unser Leben.
Iwan Turgenjew
 
Süße Lepida, leb wohl! Du wirst nie vergessen werden!

 

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