HENRY: Hallo Leute, ich bin's wieder, euer Henry.
Heute erzähle ich euch, wie es bei der Weißkittel-Frau weiter ging als ich da gleich hin musste, direkt nach meiner Ankunft in meinem neuen Zuhause.
Ich hätte am liebsten erst mal gaaanz lange am Stück geschlafen, weil ich so erschöpft war. Aber weil mein Rücken so zerkratzt war von den Brombeerranken im Wald und mein abgeknabbertes Ohr gerade anfing zu eitern und mein neues Zweibein Angst hatte, dass ich mir im Wald eine Lungenentzündung geholt habe, wurde ich direkt ins Auto gepackt mitsamt meinem Vogelkäfig und ab ging es zur Tierärztin.
TOFFEE: Oje oje, das hört sich gefährlich an.
Toffee
JANE: Ich war auch schon bei einer Weißkittel-Frau, die war ganz nett.
HENRY: Es war ein bisschen peinlich im Wartezimmer, weil alle auf mich geschaut haben, da in dem Käfig. Eine Katze hat sich das Maul geleckt als sie mich sah und ihr Frauchen sagte zu ihr, ich sei ein Vogel ohne Flügel und deshalb unbekömmlich. Ein dicker Mann sagte zur Kerstin, da könne auch die Tierärztin nix machen, ich würde nie fliegen lernen, das sei bei dieser Vogelart so. Und dann hat er laut gelacht, weil er sich so lustig fand. Ich hab' mich etwas geschämt, aber die Kerstin hat mir versprochen, dass sie danach direkt zum Zooshop fährt und ich ein anständiges Heim kriege.
CLARA: Das ist aber nicht das, in dem wir jetzt wohnen, oder?
HENRY: Nein, so schöne große Schweineheime gibt's nicht im Zooshop.
Jedenfalls war ich dann dran und die Weißkittel-Frau hat mich von vorne bis hinten und von oben bis unten untersucht. Die hat gleich gesehen, dass ich ein Böckchen bin und sie sagte, ich sei noch jung, vielleicht ein gutes halbes Jahr alt, höchstens dreiviertel, aber viel zu dünn. Ich wurde in eine Wiegeschüssel gesetzt und ich habe zusammen mit der Schüssel nur 640 Gramm gewogen.
JANE: Henry, die Schüssel wird doch gar nicht mitgewogen.
HENRY: Ach?
Dann hat sie mein Ohr sauber gemacht und den ganzen Eiter rausgeholt und hat das eingecremt, was von meinem Ohr noch übrig war. Und meine ganzen Kratzer hat sie auch eingecremt. Das hat alles ganz schön weh getan, aber ich habe keinen Ton gemacht (stolz-MUIG).
Henry: Hier sieht man sein "Helden-Ohr"
TOFFEE: Du bist sooo tapfer (bewundernd-MUIG).
HENRY: Das sagte die Weißkittel-Frau auch. Sie sagte, Meerschweinchen seien eigentlich keine Helden, sondern schreien ganz schnell und laut.
CLARA: So eine Unverschämtheit! Es weiß doch jeder, dass Meerschweinchen total tapfer sind. Wenn sie krank sind, dann zeigen sie das nicht mal, sondern verhalten sich als seien sie gesund. Wir jammern überhaupt nicht! (Empört-MUIG)
Clara
HENRY: Dann hat sie mein ganzes Fell durchgestrubbelt und mich mit einer Lupe angesehen, ob ich irgendwelche Krabbeltiere habe. Hatte ich aber nicht. Sie hat dann in mein Mäulchen geschaut, meine Füße kontrolliert, überall so ein bisschen an mir rumgedrückt, mit einem komischen Ding mit Schläuchen dran in mich reingehört und dann hat sie mir noch so ein längliches Ding hinten in meinen Köttelausgang gesteckt. War ein ganz schön komisches Gefühl da hinten. Aber sie sagte, ich sei wohl nicht mehr unterkühlt und meine Atemwege seien frei, ich sei wohl nicht erkältet oder so was.
TOFFEE: Was für ein Glück.
HENRY: Und dann sagte sie, dass ich nicht dauerhaft allein bleiben soll, weil Meerschweinchen Gesellschaft brauchen, deshalb solle mein Zweibein mir ein Mädchen dazu holen, aber erst müsse ich kastriert werden und danach dauere es noch 4-6 Wochen bis das Mädchen kommen darf, damit man ganz sicher sein kann, dass da keine Babies kommen. Aber ich sei zu dünn für die Kastration und müsse erst zunehmen, ab 800 g könne man das dann machen.
Außerdem sei ich traumatisiert und es sei ohnehin besser, wenn ich erst mal ein bisschen allein bleibe und mich erst mal erhole und eingewöhne.
JANE: Hört sich für mich an als sei das kein so guter Rat gewesen. Erst mal allein bleiben, das hält doch kein Schwein aus.
TOFFEE: Nee, echt nicht.
HENRY: Aber deshalb war ich dann vier Monate lang ein Einzelschwein.
Und die Kerstin hat dann noch gefragt, was wir Meerschweinchen denn so essen, da hat die Weißkittel-Frau in ein Buch geschaut und ein bisschen Gemüse aufgezählt und Salat und Kräuter und dass ich hartes Brot essen soll wegen der Abnutzung der Zähne.
CLARA: Na, das nenn' ich doch mal ein profundes Halbwissen.
JANE: Von wann war denn das Buch?
TOFFEE: Wie schmeckt denn Brot?
JANE: Das musst du nicht wissen, Toffee. Gut, dass unser Zweibein uns sowas nicht füttert. Das ist total ungesund, verklebt beim Kauen im Maul und nutzt die Zähne überhaupt nicht ab. Und außerdem ist da auch GETREIDE drin, dieses böse Zeug.
Das ist aber bestimmt der Grund, warum die Mama Kerstin mit mir zu einer anderen Weißkittel-Frau gegangen ist als ich mir kürzlich das Füsschen so vertreten habe.
HENRY: Ja, sie hat jetzt die eine Weißkittel-Frau für den Hund und eine andere für uns Schweinchen, weil jede was anderes am besten kann.
JANE: Das nennt man Spezialisierung.
TOFFEE: Woher weißt du immer all diese schlauen Sachen?
CLARA: Hihi, ihre Großmutter war ein Lexikon.
JANE: Ich bilde mich im Internet, während du bräsig in deiner Kuschelrolle liegst, Clara. Da gibt es ganz tolle Meerschweinchen-Seiten, auf denen man ganz viel lernen kann. Aber Blogs lese ich nicht, da steht oft auch Zeugs drin, das nicht so schlau ist.
Jane
HENRY: Aber mein Ohr und meine Kratzer hat die Weißkittel-Frau schon gut versorgt, das ist alles fein verheilt. Die Kerstin hat mich aber auch noch wochenlang ständig eingecremt.
Naja, dieser erste Besuch bei der Weißkittel-Frau war dann vorbei und wir sind wieder heimgefahren. In MEIN NEUES HEIM. Das ist schon schön, wenn man weiß, wo man hingehört und dass das für immer ist.
Und nach dem Tierarztbesuch ist die Mama Kerstin dann noch wie versprochenn zum Zooshop gefahren und hat für mich eingekauft. Aber das erzähle ich euch nächstes Mal. Dieses ganze Erzählen macht mich immer so hungrig und müde.
Du, Kerstin, krieg' ich eine Gurkenscheibe? Du weißt ja, meine Kehle ist immer ganz trocken vom vielen Reden.
KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar, Henry.
MÄDELS-CHOR: Wir auch, wir auch?!
KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar, meine Süßen.
HENRY: Also tschüss dann, mjamm schmatz, bis nächste Woche…
..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....